Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Bockshornklee-Gelenkwickel

Substanzart

Bockshornkleesamen - Pulver

Leitgedanke zur Anwendung

Der Bockshornklee zeichnet sich durch eine starke Anregung der Stoffwechseltätigkeit aus. Er mobilisiert gelenkspezifische Gestaltungskräfte und vermittelt Integration des Gelenkes ins Ganze des Organismus.Die lang anhaltende Wärmebildung lindert arthrotische Schmerzen und regeneriert den Schleimbildungsprozess im Gelenk.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Gelenksarthrose (siehe Fallbeispiel 2)
  • Schmerzen bei allen Arten von Arthrose, insbesondere bei älteren Arthrosen (siehe Fallbeispiele)

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten:

  • Das Bockshornkleesamen-Pulver quillt beim Anrühren auf eine ca. 2,5 fache Menge auf
  • Da es heiß angerührt werden muss, klumpt es sofort
  • Das erfordert ein schnelles Anrühren - Aufstreichen - Anlegen
  • Das Material nimmt die Körperform an, wird schnell fest und hält dann die Form
  • Vorsicht: Der Brei klebt stark und verstopft die Abflüsse der Waschbecken und darf deshalb bei der Reinigung der Utensilien nicht dahinein gelangen.


Material:
  • Mittelgroße Schüssel
  • Holzbrett zum Transportieren des Kataplasmas
  • Heißes Wasser, welches zugegossen wird
  • Samenpulver:

      -3-4 gehäufte Esslöffel für Knie- und Schultergelenkwickel
      -5-6 gehäufte Esslöffel für einen Hüftgelenkwickel
  • Gabel
  • Innentuch: Zerreißtuch in der doppelten Größe des zu behandelnden Gelenkes plus Randzugaben zum Einschlagen des Pflanzenbreies.
  • Zwischentuch, aufgerollt
  • Außentuch (Wolltuch), aufgerollt


Durchführung der Anwendung:
  • Patient und Zimmer vorbereiten: siehe allgemeine Hinweise zur Durchführung
  • Brei zubereiten: entsprechende Menge Pulver in die Schüssel geben
  • Fließend heißes Wasser, ca. 75°C, zulaufen lassen und währenddessen rasch mit der Gabel verrühren
  • Die fertige Breimasse muss ziemlich flüssig sein, da sie sehr aufquillt
  • Den Brei auf eine Hälfte des Zerreißtuches ca. 0,5 - 1cm dick aufstreichen
  • Abdecken mit der 2. Hälfte des Zerreißtuches und überstehende Ränder nach hinten umschlagen


1.: Durchführung am Knie:
  • Das Kataplasma zügig um das Gelenk anplastizieren. Die Kniekehle bleibt frei
  • Zwischentuch anwickeln
  • Außentuch darüber wickeln (es sollen sich dabei keine Lufttaschen bilden)
  • Knie weich unterlegen
  • Patient zudecken und lagern
  • Dauer der Anwendung: 45 Minuten
  • Danach alle Tücher entfernen
  • Nachruhe: 30 Minuten


2.: Durchführung an der Schulter:
  • Aufrollen der trockenen Tücher
  • Anplastizieren des Kataplasmas als Gelenkkappe, die Achselhöhle bleibt frei
  • Zwischentuch: eine Tour am Oberarm anwickeln zum besseren Halt
  • Dann das Gelenk umwickeln, auch unter der Achselhöhle durch, ggfs. mit Pflaster befestigen
  • Mit dem Außentuch genauso verfahren
  • Dauer der Anwendung: 45 Minuten
  • Danach alle Tücher entfernen
  • Nachruhe: 30 Minuten


3.: Durchführung an der Hüfte:
  • Außen- und Zwischentuch in Hüfthöhe ins Bett legen
  • Patient legt sich darauf
  • Kataplasma rund um den Trochanter major (Gelenkkopf) anplastizieren
  • Außen- und Zwischentuch dicht anwickeln
  • Dauer der Anwendung: 45 Minuten
  • Danach alle Tücher entfernen
  • Nachruhe: 30 Minuten


Nachbereitung aller Anwendungen:
  • Das Kataplasma entsorgen (die ganze Packung in den Biomüll oder Kompost geben)

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
1x tgl. und seltener
Wirkungseintritt
Schmerzlinderung bereits nach der ersten Anwendung häufig beobachtet
Therapiedauer
Je nach Beschwerdebild mehrere Tage bis mehrere Wochen
Weitere Therapieempfehlungen
Primula farinosa s.c. (Weleda), siehe Vademecum Anthroposophische Arzneimittel
Warnhinweise
Nicht anzuwenden bei aktivierter Arthrose mit starker Überwärmung

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1
Eine stationäre Patientin mit Gonarthrose im rechten Knie, mit Schmerzen im Rücken und Knie, sowie einer Erschöpfungsdepression, bekam während 2 Wochen 10 Bockshornkleewickel auf das rechte Knie.
"Gucken Sie, wie ich jetzt gehen kann". "Die Wärme im Knie nach dem Wickel, die tut mir
besonders gut - danach kann ich mich richtig gut bewegen." - so die Worte der Patientin.
Die Entlassung erfolgte im schmerzfreien Zustand und gehobener Stimmung.
BH

Fallbeispiel 2
Patientin, 81 Jahre. Mäßige Gonarthrose beidseits: Die Knie werden sehr schnell kalt, bei kaltem Wetter werden sie Kälte-Inseln. Dann treten jeweils typische Beschwerden auf: Gelenksteifigkeit mit Anlaufschmerzen, besonders beim Aufrichten aus der Hocke. Es besteht das Gefühl, als seien alle Gelenkflächen rau und trocken. Nach Anstrengung entstehen Schmerzen an der Innenseite des Gelenks in Höhe des Gelenkspaltes.
Es wird "zur Probe" ein Bockshornkleewickel am rechten Kniegelenk angelegt.

Bericht der Patientin: Es entwickelt sich eine angenehme, intensive Wärme im ganzen Gelenk, die sich von hier wie von einem Wärmezentrum aus im Raum unter der Bettdecke ausbreitet und dann in der Nachruhe den ganzen Organismus erfasst. Bei aller Intensität und Entschiedenheit der Wärme ist sie milde. Die Art der sich entwickelnden Wärme wird als gleichmäßig und ausgleichend, als eine friedliche doch mächtige Wärme erlebt, es treten keine Hitzespitzen, keine Wärmeattacken auf, ganz anders als bei Senf und Ingwer.
Während des Wickels erzeugt sich im Erlebnis das Knie als ganzes, gesundes, schmerzfreies Gebilde und Organ. Die Patientin spürt, wie es sich wieder dem Leib als Ganzes eingliedern kann. Sie spürt auch die Wiedereingliederung in das ganze Stoffwechsel- und Gestaltungssystem des Organismus. Das beansprucht diesen und macht sich  n a c h  der Nachruhe als gewisse Anstrengung bemerkbar, die aber innerhalb von zwei Stunden wieder ausgeglichen ist. In der Nachruhe erlebt die Patientin eine selbständige  Wärmeentwicklung im Kniegelenk, dreimal geht von hier aus ein Wärmeschub nach unten zu den Füßen.

Die Wirkung ist nachhaltig: Mindestens im Beobachtungszeitraum von bisher zwei Wochen besteht Schmerzfreiheit - auch am anderen Kniegelenk! - weiter und das Gefühl der Leichte, der Wohligkeit und der Eingliederung. Die im Kniegelenk entstandene Eigenwärme durchdringt und trägt von hier aus den ganzen Organismus, nicht mehr nur die Mechanik des Gelenkes.
"Das ist genau die Wärme, die ein Arthrosegelenk braucht".
MK

Fallbeispiel 3
Ein 82-jähriger Patient wird wegen erheblicher und zunehmender Hinfälligkeit stationär aufgenommen. Es besteht Polymorbidität bei NSAR-induzierter Colitis, Bakteriaemie unklarer Genese, Panaritium rechter Fuß, Asthma bronchiale, Morbus Parkinson, arterieller Hypertonie. Durch seine Immobilität entwickelt sich eine aktivierte Gonarthrose rechts mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung. Die sonst bewährte Therapie bleibt wirkungslos. Erst die zusätzliche Injektion mit Formica D3 subkutan und Ansetzen des Bockshornkleewickels bringt zügige Besserung. (Therapiekonzept der anthroposoph.homöopath. Belegklinik am Klinikum Heidenheim, Dr.Andreas Laubersheimer)

Autor

Red., BH, MK

Literatur

  • M.Kusserow, Primula farinosa, Der Merkurstab, Heft 4, 2018