Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Honig-Kohl-Wundversorgung

Substanzart

Honig und Weißkohl

Leitgedanke zur Anwendung

Die Verwendung von Honig bei der Behandlung speziell von chronischen Wunden hat eine lange Tradition und wird in neuerer Zeit wieder mehr geschätzt. Durch Forschung ist ein breites Spektrum von die Wundheilung begünstigenden Eigenschaften erkennbar geworden, wovon hier einige genannt seien:

  • Günstigen Einfluss auf das Feuchtigkeits-Milieu der Wunde durch den hohen Zuckergehalt und die dadurch bedingte Hyperosmolarität
  • Unterstützung der enzymatischen Wundreinigung
  • Je nach Zusammensetzung breit antibakteriell, antiviral und fungizid wirksam
  • Förderung von Granulation und Epithelisierung


Weißkohlblätter haben die Eigenschaft, Flüssigkeits-Stauungen zu mobilisieren, auch bei Ödemen bzw. Lymphstau in der Wundumgebung; daher findet das Weißkohlblatt auch Verwendung bei Gelenkschwellungen und Brustdrüsenschwellung (im Zusammenhang mit Milchstau). Man kann häufig beobachten, dass bei Wundauflagen mit Weißkohlblättern zunächst eine verstärkte Sekretion erfolgt – was dann nicht falsch gedeutet werden sollte als Verschlechterung des Verlaufs. Das Weißkohlblatt ist auch gut geeignet als Wundabdeckung, um Verklebungen zu vermeiden. Nebenbei enthalten die Blätter auch ätherische Öle, die antimikrobiell wirksam sind.

Honig und Weißkohlblätter können in der Wundbehandlung auch gut miteinander kombiniert werden: der Honig kann in der Tiefe auf der Wundfläche wirksam sein und die Wunde wird mit einem an die Wundgröße angepassten Weißkohlblatt und entsprechenden Verbandsmitteln nach außen geschützt.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Dekubitus
  • Ulcus cruris
  • chronische Wunden
  • verzögerte Wundheilung

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten:
Die Betreuung chronischer Wunden bedarf einer besonderen, kontinuierlichen Aufmerksamkeit - ein häufiger Wechsel von Methoden und Behandlern wirkt sich eindeutig  negativ auf den Wundverlauf aus. Der Patient sollte den Behandlungsmethoden zustimmen und soviel wie möglich mit einbezogen werden. Meist verschlimmern sich Wunden, wenn sie vernachlässigt werden und wenn keine Einigkeit in der Behandlung besteht.
Hinweis: Sowohl Honig als auch Kohl können vorübergehend in der Wunde zu leichtem Brennen und Ziehen führen.
Chronische Wunden sind Ausdruck einer Allgemeinstörung. Daher sollte der Patient im Hinblick auf seine Grunderkrankungen und den Verlauf der Wundheilung immer in entsprechender ärztlicher Betreuung sein.
Die Behandlung von Wunden mit Kohl und Honig gelten in Europa nicht als Therapiestandard. Das Einverständnis des Patienten und des behandelnden Arztes mit der Behandlungsmethode sind unbedingt schriftlich zu dokumentieren und der Verlauf der Wundbehandlung schriftlich und bildlich festzuhalten.

Material:

  • Manuka Honig (bei Diabetikern heimischer Blütenhonig), biologische Qualität (pestizidfrei), nicht über 35°C erwärmen, im Glas aufbewahren
  • Weißkohl (Brassica oleracea) aus biologischem Anbau; es werden nur die inneren,  möglichst saftigen Blätter verwendet
  • Kohlkopf zur Aufbewahrung mit einem feuchten Tuch einschlagen und bei Zimmertemperatur lagern


Durchführung der Anwendung:
  • Kohlblatt mit Wasser (evtl. mit Alkohol) reinigen
  • Blattrippe herausschneiden und entfernen
  • Blatt mit einer Glasflasche auf einer sauberen Arbeitsfläche walzen, bis etwas Saft austritt
  • Blatt entsprechend der Wundgröße zurechtschneiden
  • Honig wird etwa 1mm dick auf die Wundfläche aufgetragen, evtl. bei starker Sekretion und tieferen Wunden Alginat zum Austamponieren verwenden
  • Die Wunde mit dem an die Wundgröße angepassten Kohlblatt abdecken und die Wunde anschließend verbinden mit sterilen Gaze-Kompressen und Pflaster bzw. Mullbinde


Nachbereitung:
  • Der Verband wird anfangs täglich gewechselt, bei sauberer Wunde und guter Granulation kann das Intervall des Verbandwechsels verlängert werden
  • Honigreste können beim Verbandswechsel in der Wunde verbleiben
  • Falls der Verband mit der Wunde verklebt, mehr Honig verwenden bzw. die Intervalle des Verbandswechsels verkürzen

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
Nach Verlauf!
Weitere Therapieempfehlungen
Um die Reinigung der Wunde zu unterstützen, kann es hilfreich sein, die Wunde mit Calendula-Essenz 1:10 (mit steriler Kochsalzlösung) verdünnt zu spülen
Die Gewebeneubildung kann vom Wundrand aus mit einer Auftragung von Calendula Wundsalbe (Weleda) unterstützt werden.
Warnhinweise
Die sekretfördernde Wirkung der Weißkohl-Auflage zu Beginn der Behandlung ist nicht gleichzusetzen mit einer Verschlechterung des Heilungsprozesses

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1
In den Publikationen von H.Glaser (1995/2000 – s. Literaturliste unten) wird ausführlich eine Kasuistik geschildert, in der besonders die Behandlung mit Weißkohl zum Tragen kommt.

Fallbeispiel 2
In der Publikation von R.Zerm (2012 – s. Literaturliste unten) wird detailliert auf die Verwendung von Honig eingegangen und in einer Kasuistik ausführlich dargestellt.

Autor

BD

Literatur

  • Caplan, Linda M. "Drawing action of cabbage leaves." Journal of Human Lactation 15.1 (1999): 7-8.
  • Dygut, Jacek, et al. "Effect of Cabbage Wraps on the Reduction of Post-Traumatic Knee Exudates in Men." The Journal of Alternative and Complementary Medicine 24.11 (2018): 1113-1119.
  • Glaser H., Wundbehandlung in der anthroposophischen Medizin – eine Kasuistik; Der Merkurstab 4/1995
  • Glaser H., Erfolgreiche Wundbehandlung. Aus der Praxis anthroposophisch erweiterter Krankenpflege. Stuttgart: Urachhaus, 2000
  • Glaser H., Anthroposophische Wundbehandlung. In: Lüder Jachens: Dermatologie Grundlagen und therapeutische Konzepte der Anthroposophischen Medizin; Salumed Verlag, Berlin 2012
  • Grimme, H., and M. Augustin. "Phytotherapy in chronic dermatoses and wounds: what is the evidence?." Forschende Komplementarmedizin 6 (1999): 5-8.
  • Jull, Andrew B., et al. "Honey as a topical treatment for wounds." Cochrane Database of Systematic Reviews 3 (2015)
  • Roberts, Kathryn L., Maureen Reiter, and Diane Schuster. "A comparison of chilled and room temperature cabbage leaves in treating breast engorgement." Journal of Human Lactation 11.3 (1995): 191-194.
  • Zerm R, Jecht M, De-Malter P, et al. Treatment of diabetic foot syndrome with Manuka honey. European Journal of Integrative Medicine 2010; 2 (4): 258-59
  • Zerm, R., Integrative Behandlung chronischer Wunden unter besonderer Berücksichtigung des Honigs;  Der Merkurstab  1/2012