Ingwer-Schulter-Nackenwickel

Substanzart

Ingwer-Wurzel gerieben oder als Pulver

Leitgedanke zur Anwendung

Der Ingwer entfaltet seine Wärme im Verlauf von 15-30 Minuten und dringt mit seiner Wärmewirkung oft schubweise und wellenartig in die Tiefe des Leibes. Parallel zur Wärmentwicklung entsteht auf der Haut ein leichtes Brennen. Die Wärme wird schließlich als mollig und durchdringend erlebt und breitet sich je nach Situation im Leib weiter aus und bleibt bis in die Nachruhe oder auch länger erhalten. Unter dem Einfluss dieser intensiven Wärme lösen sich vor allem leibliche sowie seelische Anspannungen und Verkrampfungen.

Die Anwendung mit frisch geriebener Ingwerwurzel wird von fast allen Patienten sehr geschätzt und dem Pulver gegenüber vorgezogen. Die feuchte, frische Wurzel wird als  anregender als das Pulver beschrieben. Gleichermaßen braucht es mehr Kraft, sich der milden Schärfe zu stellen.

Indikationen

• Chronische Schulter-Nackenschmerzen (siehe Fallbeispiel)

• Muskuläre Verspannung

Durchführungsbeschreibung

Material

• 1 Wärmflasche

• Außentuch: circuläres Wolltuch, ca. 140 x 30 - 36 cm

• Badetuch

• Zwischentuch: Handtuch (Feuchtigkeitsschutz), zur Hälfte gefaltet

• Innentuch: ein festes Baumwolltuch in Nackengröße, 6 lagig auf ca. 25 x 15 cm gefaltet

• Gaze oder Herrentaschentuch

• Ingwerwurzel, ca. 40 g

• Reibe

• 2 Sicherheitsnadeln

• Ingwerwurzel auf das Substanztuch reiben

• Die Gaze/Herrentaschentuch darüberlegen und von allen Seiten einschlagen, so dass ein geschlossenes Päckchen entsteht.

• Das Päckchen auf die  Wärmflasche legen und ca. 5-8 min. so anwärmen, dass die Kühle aus dem feuchten Ingwer entweicht (nicht erwärmen!).

• Mit allem Material zum Patienten

• Patient aufsitzen lassen

• Das zirkuläre Tuch im Bett platzieren, so dass es unterhalb der Achselhöhlen zu liegen kommt.

• Das Badetuch in die Nacken/Schulter-Region legen; Oberkante ca. auf halbe Kopfhöhe

• Das Zwischentuch als Feuchtigkeitsschutz in Schulterhöhe auf das Badetuch

• Das Ingwerpäckchen auf das Zwischentuch in Höhe der Nackenregion legen

• Die Nackenregion des Patienten frei machen.

• Den Patienten zurücklegen legen lassen, die Lage ggf. korrigieren

• Das Badetuch über den Schulterbereich nach vorne/unten ziehen

• Von den Seiten her das circuläre Tuch nach vorne über die Brust anplastizieren und mit den Sicherheitsnadeln fixieren.

• Mit der Bettdecke gut zudecken

• Das Kissen tief in den Nacken ziehen (entspannte Lage und Erhalt der Wärme).

• Dauer der Anwendung: 30 Min., individuell anpassen.

• Das Ingwerpäckchen so entfernen, dass das Badetuch im Rückenbereich möglichst wenig geöffnet wird und die Wärme erhalten bleibt: Das zirkuläre Tuch und das Badetuch öffnen, das Ingwerpäckchen und das Zwischentuch entfernen.

• Die beiden anderen Tücher wieder gut anlegen, zudecken und weitere 20-30 Min. nachruhen

Durchführungsanleitung zum Download

• Anleitung Ingwer-Schulter-Nackenwickel
  Dateigröße: 538 KB

Fallbeispiel

Eine junge Frau mit Mamma-Karzinom und ständiger Übelkeit und  Erschöpfung. Sie fühlte sich wie unter Schock. Seit mehreren Wochen hatte sie außerdem Schulterschmerzen.
Zunächst wurde die Niere mit Ingwerwickeln behandelt, dann entschied sich die Pflegefachperson aufgrund der andauernden Schulterschmerzen, den Ingwer-Wickel an die Schulter zu legen.
Die Patientin berichtete darauf hin, dass "der Schmerz in die Wärme hineingehen konnte". Während der Ingweranwendung wurde die Patientin traurig und konnte sogar weinen. Diese Gefühlsäußerungen erlebte die Patientin als positiv. Mit weiterer Schmerzentlastung konnte sie sich zunehmend selber wahrnehmen und die Schmerzen besser ertragen.
MM

Autor

Red., MM

Literatur

• Therkleson, Tessa. "Ginger compress therapy for adults with osteoarthritis." Journal of advanced nursing 66.10 (2010): 2225-2233.

• Chrubasik, Julia E., Basil D. Roufogalis, and S. Chrubasik. "Evidence of effectiveness of herbal antiinflammatory drugs in the treatment of painful osteoarthritis and chronic low back pain." Phytotherapy research 21.7 (2007): 675-683.

• Thiesen, Anne. "Ingwerauflage bei Rückenschmerzen." Zeitschrift für Komplementärmedizin 6.02 (2014): 62-63.

• Chrubasik, S., M. H. Pittler, and B. D. Roufogalis. "Zingiberis rhizoma: a comprehensive review on the ginger effect and efficacy profiles." Phytomedicine 12.9 (2005): 684-701.