Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Ingwer-Fußbad

Substanzart

Ingwer, Pulver

Leitgedanke zur Anwendung

Die Äußere Anwendung des Ingwers regt eine starke innere Wärmebildung im Menschen an, die sich bis in die Peripherie des Körpers ausbreiten kann. Das Seelische des Menschen wird eingeladen, sich intensiver mit dem Körper zu verbinden, was sich u.a. an einer vertieften Einatmung zeigt. Der Behandelte kann innerlich zur Ruhe kommen.

Unter dem Gesichtspunkt der funktionellen Dreigliederung kann die Behandlung an den Füßen, also am Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, eine Entlastung im Nerven-Sinnes-System bewirken. Der Ingwer regt dabei nachhaltig die körpereigene Wärmebildung an, im Gegensatz zum Senf, der eine kurz dauernde, lokal begrenzte Erwärmung hervorruft. Durch das Ingwerfußbad wird lokal in der Tiefe eine sich langsam ausbreitende Wärmeentwicklung  angeregt. Dieser Prozess im unteren Menschen entlastet das Nerven-Sinnes-System, das im Kopf zu stark eingreift, z. B. bei chronischem Spannungskopfschmerz oder Migräne. Es eignet sich daher vor allem für eine nachhaltige Behandlung von chronischen Zuständen.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Blasenentzündung
  • Erkältung
  • Kalte Füße
  • Kopfgrippe
  • Kopfschmerz
  • Beginnende Migräne
  • Sinusitis
  • Spannungskopfschmerz

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten

  • Bei Anwendung bei psychiatrischen Krankheitsbildern sollten sich die Patienten nach dem Fußbad bewegen anstatt nachzuruhen.
  • Kann den Kreislauf anregen und den Blutdruck erhöhen


Material:
  • Fußbadewanne
  • ca. 38°C warmes Wasser
  • 1 Badetuch
  • 1 Handtuch
  • 1 Fußmatte
  • 3 gehäufte Esslöffel Ingwerpulver


Durchführung der Anwendung:
  • Ingwerpulver ins Wasser geben und lemniskatisch ("liegende Acht") verrühren
  • Patient setzt sich auf einen Stuhl, während seine Knie mit dem Frotteetuch bedeckt sind und badet die Füße für maximal 20 Minuten im Ingwerbad.
  • Füße herausnehmen und abtrocknen, dann gleich Socken anziehen/ Füße warmhalten!
  • 30 Minuten Nachruhe


Nachbereitung:
  • Badewasser in die Toilette leeren  - Spritzer in die Augen vermeiden!

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
Bei psychiatrischen Patienten vormittags;
Bei Spannungskopfschmerz ist die Tageszeit nicht so wichtig, möglichst vor Eintritt der Symptomatik anwenden
Wirkungseintritt
Sofort
Therapiedauer
Bis Besserung eintritt; dauerhafte prophylaktische Anwendung möglich
Warnhinweise
  • Achtung: kein Augenkontakt mit dem Ingwerwasser, s.o.
  • Kontraindiziert bei Hauterkrankungen

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Eine 35-jährige Patientin mit chronischen Migräneanfällen (mindestens 2x monatlich) und einer Borderline-Störung wurde stationär aufgenommen. Zunächst wurde sie mit Senffußbädern  zu Beginn der Migräneattacken behandelt. Die Patientin erlebte diese Behandlung aber als zu schnell und zu stark eingreifend. Der Wechsel zu Ingwerfußbädern brachte über mehrere Stunden wohlig warme Beine und eine seelische Ruhe. Dieser positive Zustand von Seelenruhe und warmen Beinen minderte die Neigung zu Migräneattacken, der chronische Spannungskopfschmerz blieb aus. Dadurch erlangte sie eine neue Lebenssicherheit. Über viele Wochen machte sie täglich die Fußbäder selber.
MM

Autor

Red., MM

Literatur

  • Vagedes, J., et al. "Effects of Footbaths with Mustard, Ginger, or Warm Water Only on Objective and Subjective Warmth Distribution in Healthy Subjects: A Randomized Controlled Trial." Complementary therapies in medicine 41 (2018): 287-294.
  • GA 312, Geisteswissenschaft und Medizin, 5. April 1920