Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Klingende Waschung mit Zitrone

Substanzart

Wasser mit Zitrone

Leitgedanke zur Anwendung

Die Klingende Waschung wird hier erweitert auf Hände und Unterarme, Füße und Unterschenkel als therapeutische Waschung, wobei der Zusatz von frischer Zitrone in warmem Wasser genauso wichtig ist. Sie dient nicht der Körperreinigung, sondern ermöglicht einen Prozess des Loslösens, Eintauchens und Neuergreifens des erkrankten Leibes in kritischen Situationen eines Krankheitsverlaufes, besonders bei Stauungen des Wässrigen in den Beinen. Zusammen mit der Zitrone kann die Klingende Waschung auf behutsame Weise eine Hilfe sein, wenn Körperberührung sowie Substanzwirkungen als zu bedrängend erlebt werden und stattdessen eine stagnierende Situation in Fluss gebracht werden soll. Sie ist besonders geeignet bei sehr geschwächten und in ihrer Selbstpflege stark eingeschränkten Patienten.
Die klingende Waschung hat ihren Namen von dem plätschernden Geräusch des Wassers, welches beim Übergießen von Händen und Füssen mit Wasser entsteht. Der Klang des plätschernden Wassers erinnert an „das Wasser des Lebens“ und es können innerlich hoffnungsvolle Bilder auftauchen, die an den  „unvergänglichen Strom des Lebens“ erinnern. Die Qualität der Berührung und Zuwendung in Verbindung mit Zitronenwasser und Wärme ist bei dieser Anwendung von besonderer Bedeutung.
Teilbäder als Klingende Waschung (Hand- bzw. Fußbäder) werden bei Bedarf als Variation eingesetzt, wenn eine weitere Reduktion der Anwendung sinnvoll erscheint.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Beinödeme
  • Sterbeprozess
  • Starke Erschöpfung

Alle Indiktionen: siehe Fallbeispiel

Durchführungsbeschreibung

Material:

  • Waschhandschuh
  • Flache Schüssel mit warmem Wasser
  • 2 Frotteetücher als Bettschutz und zum Abtrocknen


Durchführung:
  • Für Stille sorgen während der Behandlung
  • Patient mit halbaufgerichtetem Oberkörper lagern


Für die Waschung der Hände und Füße stellt der Anwender die Schüssel mit warmem Wasser auf Höhe der Hüfte bzw. Wade ins Bett, jeweils mit einem Frotteetuch unterlegt. 
Der Anwender stellt sich neben das Bett (Blick zum Gesicht des Patienten) und hält mit der zum Bett gerichteten Hand den Unterarm des Patienten so, dass die Fingerspitzen ins Wasser tauchen.
Mit der freien Hand lässt er sehr langsam und rhythmisch mit einem plätschernden Geräusch das Wasser 3-5mal über die Hand und den Unterarm fließen. Danach wird der ausgedrückte Waschhandschuh dem Patienten für einen Moment in die Handinnenfläche gelegt. Nach Entfernen der Schüssel wird die Hand und der Unterarm auf das Frotteetuch gelegt und sanft abgetrocknet. Anschließend wechselt der Anwender die Seite und behandelt in gleicher Weise die linke Hand und den Unterarm des Patienten.
Für das Fußbad steht der Pflegende  seitlich am Bett neben dem Patienten (Blick fußwärts) und führt seine zum Bett gerichtete Hand von außen unter Kniekehle und Wade und hebt den Fuß in die Wanne. Falls das Knie nicht gebeugt werden kann, wird das Bein mit Kissen unterlegt, so dass der Fuß über der Schüssel am Fußende platziert werden kann. Das Bein wird mit der Hand und dem Unterarm hüllend gehalten und mit der anderen Hand wie oben beschrieben das Wasser über den Fuß und die Wade geschöpft. Zum Abtrocken wird der Fuß auf das unterlegte Frotteetuch gelegt und sanft abgetrocknet.

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
Nach Bedarf
Wirkungseintritt
Sofort
Therapiedauer
Nach Bedarf
Weitere Therapieempfehlungen
Aurum-Lavandula-Herzauflage

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel
Eine japanische Kollegin aus München wurde von der Familie zu ihrer 70 jährigen Schwester nach Tokio gerufen, da es dieser sehr schlecht ging nach einer Aneurysma-Operation, die 12 Stunden gedauert hatte. Von der Operation erholte sie sich kaum, so dass mit ihrem Sterben gerechnet wurde.
Die Kollegin besuchte ihre Schwester im Krankenhaus. Die Patientin war sehr geschwächt und sprach nicht, ihre Beine waren dick geschwollen. Sie nahm ihre eigene Schwester kaum wahr. Wie es unsere Kollegin gelernt hatte, machte sie unverzüglich eine Klingende Waschung an Händen und Füßen mit Zitronenzusatz (Demeterqualität). Das Zimmer duftete so gut davon, dass alle andern Patientinnen erfreut fragten, was sie da mache. Täglich wiederholte sie diese Waschungen und bereits am 3. Tag waren die Beinödeme so stark zurückgegangen, dass selbst der Arzt fragte: „was haben Sie da gemacht?“ Die Patientin schlug die Augen auf, konnte sprechen und die beiden Schwestern verbrachten den Rest der Woche gemeinsam im Gespräch. Die Patientin bedankte sich sehr für diese wohltuenden Anwendungen, ebenso die Familie. 2 Wochen danach starb die Patientin, nachdem sie sich noch längere Zeit mit ihrer Familie angeregt unterhalten und ihnen ihre Dankbarkeit aussprechen konnte.
US

Autor

Red.US

Literatur

  • Heine, Rolf. Variationen zur Ganzkörperwaschung; in:  Anthroposophische Pflegepraxis, Salumed Verlag, Berlin, 2017, S.313-324
  • Heine, Rolf. "Die „Klingende Waschung “ in: "Dimensionen therapeutischer Prozesse in der Integrativen Medizin.“ Springer, Wiesbaden, 2016. S.123-144.
  • Kierey, Beate. "Die «Klingende Waschung» in der ambulanten Pflege." Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin/Swiss Journal of Integrative Medicine 29.2 (2017): 103-104.