Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Leinsamen-Kataplasma am Ohr

Substanzart

Leinsamen-Brei

Leitgedanke zur Anwendung

Die geschroteten Leinsamen, die durch das Erwärmen mit Wasser eine klebrige, zähe Schleimmasse entfalten, entwickeln lokal eine angenehme milde Wärme, die aber durchaus eine Tiefenwirkung erreicht. Der Schleim des Leinsamens bringt bei einer anhaltenden, gestauten entzündlichen Schwellung die darin stehende Flüssigkeit in Bewegung (merkurieller Prozess), so dass sie in den Organismus aufgenommen werden kann.

Bei einer akuten und/ oder eitrigen Entzündung ist die Verwendung von Zwiebel indiziert.
Siehe auch Zwiebelsäckchen für die Ohren

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Hörminderung bei Tuben-Katarrh (Fallbeispiel 1)
  • Ohrekzem (Fallbeispiel 2)

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten:
Hinweis: Die Päckchen kühlen schnell aus. Man kann mehrere kleine Päckchen vorbereiten und diese heiß halte (z.B. abgedeckt auf einem umgedrehten Deckel über einem Wasserbad) und dann jeweils ein neues nehmen, wenn das aufgelegte Päckchen zu kühl geworden ist.

Material:

  • Kleiner Topf
  • Ca. 150 ml Wasser
  • 2 Esslöffel geschrotete Leinsamen
  • Küchenpapier oder Mullgaze
  • Stofftaschentuch oder dünnes Baumwolltuch als Zwischentuch
  • Als Außentuch ein angewärmtes Frotteetuch oder Wolltuch


Durchführung der Anwendung:
  • Das Wasser zum Kochen bringen
  • 2 Esslöffel Leinsamen einrühren, Topf zugedeckt stehen lassen, Herd ausmachen,
  • Auf das Taschentuch ein Stück Küchenrolle/ Gaze legen
  • Nach 5 Minuten je 1 Esslöffel der klebrigen Masse auf das Papier/ die Gaze geben, ca. 1cm dick
  • Aus dem Ganzen ein Päckchen formen, in der Größe der zu behandelnden Stelle
  • Das Päckchen auf Hitze prüfen, und direkt auf die zu behandelnde Stelle legen, es kühlt schnell aus
  • Mit dem angewärmten, zusammen gefalteten Frottee- oder Wolltuch abdecken, so dass die Wärme des Kataplasmas länger anhält
  • Das Kataplasma 30 Minuten belassen, wenn es unangenehm kalt wird, kann es vorher abgenommen werden.


Nachruhe: 30 Minuten, mit dem Außentuch, um die Wärme zu halten

Nachbereitung:
Kataplasma entsorgen, Zwischentuch ggfs. auswaschen

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
1-3x tgl.
Wirkungseintritt
Sofortige Schmerzlinderung; Abklingen der Beschwerden nach mehreren Anwendungen
Therapiedauer
Bis Besserung eintritt
Warnhinweise
Achtsamer Umgang bezüglich der Hitzeverträglichkeit des Patienten.
Bei zu heißer Anwendung Verbrennungen möglich.

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Ein 54-jähriger Mann litt seit einer Woche an einer Erkältung und Schnupfen. Es entwickelte sich ein Gehörverlust und dumpfer Schmerz am Ohr, der sich bis zum Kiefer hinunterzog. Sonst bestanden keine weiteren Beschwerden. Daraufhin erfolgten Auflagen mit Leinsamenbrei auf das Ohr, mit dem Ziel, die Hörfähigkeit wiederherzustellen. Die erste Anwendung brachte zunächst eine Verstärkung der Dumpfheit im Hören. Nach weiteren Anwendungen, 3 x tgl., 3 Tage lang, verschwanden die Symptome vollständig.
CB
156, 2021

Fallbeispiel2
Eine 77-jährige Patientin litt unter einem Ohr-Ekzem. Sie wurde in der Hausarztpraxis angeleitet, das Kataplasma selber herzustellen, um es zu Hause selbständig weiterzuführen. So hatte sie 5 Anwendungen. Sie meldete zurück, dass sie spürte, wie eines der Ohren die Wärme förmlich hineingesogen habe. Leider konnte sie aber keine langfristige Wirkung spüren.
Die Patientin kam wieder zum Hausarzt und besprach eine andere Therapie.
StS
201, 5/23

Autor

Red., 5/23

Literatur

  • Bäumler Siegfried, Heilpflanzen Praxis heute, Bd. 1, 2. Auflage 2012, Urban & Fischer