Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Melissenöl-Bauchwickel

Substanzart

Wala Melissenöl

Leitgedanke zur Anwendung

Abdominelle Beschwerden, seien es Schmerzen, Krämpfe oder Stauungen, werden durch das warme Öl und die rhythmisierende, entkrampfende Melisse gelöst. Die physiologischen Funktionen im Stoffwechselbereich können ihre Tätigkeiten wieder besser aufnehmen. Ebenso können sich auch Prozesse im polaren Gebiet, im Nerven- Sinnesbereich, regulieren (z. B. Angst und Unruhe nehmen ab).

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Bauchkrämpfe
  • Dementielle Unruhe (siehe Fallbeispiel)
  • Dysmenorrhoe
  • Meteorismus
  • Obstipation
  • Sterbeprozess

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten:
  Im Allgemeinen wird bei einer Ölauflage keine Wärmflasche angelegt, kann jedoch auf
  besonderen Wunsch/Indikation geschehen. Dies ist aber nicht generell vorgesehen, damit die
  Wärmequalität des Öls von der künstlichen Wärmequelle nicht überdeckt wird und dem
  Patienten ermöglicht, seine Eigenwärme zu bilden.
  Als Zwischentuch wird hier ein gefaltetes Wollvlies benutzt.
  Das Innentuch (Substanztuch) kann auch aus Bouretteseide sein.

Material:

  • Wala Melissenöl
  • 1 Wärmflasche
  • Außentuch
  • Zwischentuch: langes Wollvlies doppelt gelegt, in der entsprechenden Größe
  • Innentuch aus Baumwollstoff (= Reißwäsche), doppelt gefaltet in der Größe des zu behandelnden Bereiches (ca. 1-2 cm kleiner als das Wollvlies)
  • Gefrierbeutel (lebensmittelecht) zum Anwärmen und Aufbewahren des Innentuches, es kann 2-3 Wochen verwendet werden


Vorbereitung:
  • Das Innentuch mit dem entsprechenden Öl gut beträufeln und 1x zusammengefaltet in den Gefrierbeutel legen (bei den ersten Anwendungen gleichmäßig beträufeln, vor jeder weiteren Anwendung  nur noch ein paar Tropfen hinzufügen)
  • Wärmflasche mit ca. 50°C heißem Wasser füllen
  • Gefrierbeutel mit dem Substanztuch auf die Wärmflasche legen
  • Wollvlies um die Wärmflasche und Gefrierbeutel legen
  • Mindestens 5 Minuten anwärmen lassen


Durchführung der Anwendung:
  • Patienten im Bett aufsitzen lassen, das Außentuch so ins Bett legen, dass es entsprechend unter dem Rücken des Patienten zu liegen kommt
  • Patienten hinliegen lassen
  • Das Innentuch auseinanderfalten und zusammen mit dem Wärmevlies auf den Bauch des Patienten legen
  • Das Außentuch möglichst dicht um den Bauch des Patienten wickeln. Dabei zügig arbeiten, damit das Öltuch nicht abkühlt.   
  • Dauer: 1 Stunde oder länger, wie es der Patient als angenehm empfindet (z.B. über Nacht)


Nachbereitung:
  • Das Innentuch und das Wollvlies entfernen, ggfs. das Außentuch belassen
  • Das Innentuch 1x zusammengefaltet in die Plastiktüte legen (mehrmals wiederverwenden)
  • Das Wollvlies kann auch mehrmals verwendet werden

Beurteilungssicherheit
Wird vor allem in der Altenpflege mit gutem Erfolg eingesetzt
Dosierung
1-2 mal täglich, auch abends sehr wirksam
Wirkungseintritt
Umgehend
Therapiedauer
Je nach Bedarf/ Symptomatik

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Bei einer an Demenz erkrankten Patientin mit innerer und äußerer Unruhe, sowie Angstzuständen, konnte während der Anwendung beobachtet werden, wie das Gesicht sich entspannte, die Patientin sehr zugewandt und offen wurde. Sie sprach über ihre Ängste und schlief danach ununterbrochen bis zum nächsten Morgen.
SJ

Autor

Red., SJ

Literatur

  • Steiner, R., Geisteswissenschaft und Medizin, 30.März 1920
  • Müller, S. F., and S. Klement. "A combination of valerian and lemon balm is effective in the treatment of restlessness and dyssomnia in children." Phytomedicine 13.6 (2006): 383-387.
  • Ulbricht, Catherine, et al. "Lemon balm (Melissa officinalis L.): an evidence-based systematic review by the Natural Standard Research Collaboration." Journal of herbal pharmacotherapy 5 (2005): 71-114.
  • Burns, Alistair, et al. "A double-blind placebo-controlled randomized trial of Melissa officinalis oil and donepezil for the treatment of agitation in Alzheimer’s disease." Dementia and geriatric cognitive disorders 31.2 (2011): 158-164.