Eichenrinden-Fußbad
Substanzart
Quercus (Eichenrinde)
Leitgedanke zur Anwendung
Die Eiche vermittelt immer Standfestigkeit, eine gute Verankerung in der Erde. Sie wächst
auch auf felsigem Untergrund, in den sie sich festkrallt. Eichenbalken wurden seit langer Zeit
zum Bau von Häusern, Schiffen und anderen Gebilden, die Jahrhunderte halten sollen, genutzt (Venedig z.B. wurde auf Eichenstämmen gebaut).
Kein anderer Baum hat eine derartig intensive Rindenbildung. Im Mittelalter fanden Gerichts-
Sprechungen unter Bäumen statt. Unter Eichen wurden abgrundtiefe Kardinalverbrechen
ausgehandelt, im Gegensatz zur Linde, wo es um feinere Angelegenheiten ging (Subtilia, die
Linde, daher der Begriff: subtil).
Das Heilgeheimnis der Eiche: unter der Rinde, einer abgestorbenen Substanz, befindet sich
eine überaus lebendige Schicht, die belebt und erneuert. Diese Eigenschaft nutzen wir für
Patienten, die über einen langen Zeitraum in einen Erschöpfungszustand geraten und
dadurch krank geworden zum Aufbau ihrer Kraft und Bodenhaftung. Die Gerbungsprozesse dieses Baumes helfen dem Organismus sich abgrenzen zu können, sodass die Kraft nicht mehr ausfließt, sondern zurück in den Organismus geleitet wird. Patienten lernen wieder zu unterscheiden: Was muss ich bewältigen um auf dieser Erde überleben zu können? Und wo kann/ muss ich „Nein“ sagen, weil es meine eigenen Kräfte auszehren würde.
Über die Füße erreicht man in der äußeren Anwendung den ganzen Menschen, denn in ihnen ist noch mal der Mensch in verdichteter Weise anwesend (siehe auch Fußreflexzonen). Häufig klagen erschöpfte und ausgezehrte Patienten über anhaltend kalte Füße. Es ist, wie wenn ihre Energie über die Füße nach außen fließt. Hier kann ein Quercus-Fußbad als eine umfassend-umhüllende Anwendung ihnen etwas von der Standhaftigkeit und der Abgrenzungsfähigkeit der Eiche vermitteln.
Leitgedanke zur Substanz
Indikationen
- Burnout
- Erschöpfungszustände (siehe Fallbeispiele)
- Fußmykose (Fußpilz)
- Chronisch kalte Füße
- Rekonvaleszenz (siehe Fallbeispiele)
Durchführungsbeschreibung
Besonderheiten:
Eichenrinde wird sowohl als Essenz als auch als Sud aus der Rinde (getrocknet & geschnitten) verwendet.
Wenn man den Sud selber kocht, bietet es sich an, den Sud konzentrierter zu kochen. Dieses Konzentrat kann (im Kühlschrank aufbewahrt) für 5 Bäder mit Wasser verdünnt verwendet werden
Material:
- 1 Esslöffel Eichenrinde (oder 5 Esslöffel für ein Konzentrat); oder Essenz 3 Esslöffel
- Topf mit 1 Liter Wasser
- Wanne, in der beide Füße nebeneinander Platz haben, und bis über die Sprunggelenke im Wasser stehen können
- Warmes Wasser für das Fußbad
- Stoffstück (Frotteetuch, kleine Wolldecke, Kleidungsstück oder Ähnliches) zum Abdecken der Knie
- Handtuch (zum Abtrocknen der Füße: Achtung: das Handtuch bekommt Flecken, die nicht mehr rausgehen!)
- Wollsocken
Durchführung der Anwendung:
Sud zubereiten:
- 1 Esslöffel Eichenrinde-Stückchen (oder 5 EL für das Konzentrat) in 1 Liter kaltem Wasser ansetzen und mindestens 8 Stunden ziehen lassen
- Das Ganze zum Kochen bringen, auf der ausgeschalteten Kochplatte noch mind. 15 Minuten stehen lassen
Fußbad:
- Fußbadewanne mit warmen Wasser füllen, 38°C
- Den ganzen Sud (oder ca. 100ml vom Konzentrat, oder 3EL Essenz) in die Fußwanne geben
- Temperatur prüfen! Sie soll angenehm warm sein (etwa bei Körpertemperatur liegen)
- Patient setzt sich und stellt die Füße nebeneinander ins Wasser. Das Wasser sollte bis über die Sprunggelenke reichen
- Knie mit dem Handtuch abdecken
- Dauer: 7 Minuten
- Füße herausnehmen, abtrocknen, Wollsocken anziehen
- Für 30 Minuten liegend nachruhen
Nachbereitung:
- Aufräumen
Durchführungsanleitung zum Download
- Anleitung Eichenrinde-Fussbad
Dateigröße: 158 KB
Fallbeispiel
Fallbeispiel 1
Eine 78-jährige Patientin, noch mobil und vielfältig tätig, gerät in eine so ausgeprägte Erschöpfung, dass eine stationäre Behandlung erforderlich wird (in der Belegklinik für Homöotherapie Heidenheim). Zur komplexen Behandlung nach Gesichtspunkten der anthroposophischen Medizin gehört die ärztliche Anordnung eines abendlichen Eichenrinden-Fußbades. Ein dominierendes Erlebnis aus ihrer Erschöpfung heraus sind ungewohnte Kraftlosigkeit, das Gefühl eines allgemeinen Ausgeliefertseins, der Aussichtslosigkeit und eiskalte Füße. Im Quercus-Fußbad wird ein zuverlässiges mildes Erwärmen der Füße und gleichzeitig das Einziehen eines deutlichen Friedens, von unten ausgehend, nach oben in den ganzen Leib hinein, zum regelmäßigen Erlebnis. Die Fußbäder wurden mit diesem Erlebnis eine gute Grundlage für die physische sowie für eine seelische Kräftigung.
MK
Fallbeispiel 2
Eine 28jährige Patientin berichtet von ihrem Zustand starker Erschöpfung und "Dünnhäutigkeit" sowie Auskühlung nach einem Influenza-Infekt; dazu anhaltend eiskalte Hände und Füße; sie kann schwer einschlafen und schwieriges Aufstehen am Morgen. Die Patientin hat durch diese Anwendung eine deutliche Kräftigung und Erwärmung erlebt und war dann rasch wieder arbeitsfähig.
Sie schildert die Wirkung des Quercus-Fußbades: "es hat mich runtergeholt und entlastet", deutlich anders als Lavendel- und Ingwerfußbäder, welche auch versucht wurden. Die Patientin beschreibt den Unterschied zum Ingwerfußbad: „War ein völlig anderes Wärme- Erlebnis. Ich habe Quercus viel weicher und wärmer erlebt und konnte das auch länger halten. Ingwer dagegen „hitziger“ und die Wärme ist mehr in den Beinen verblieben.“
BD
Fallbeispiel 3
Eine 75jährige Patientin mit einem verschleppten aufsteigenden Harnwegsinfekt mit Fieberschüben sowie Schmerzen in der Nierengegend klagte nach Abklingen der Symptomatik über eine starke Erschöpfung. Sie mußte wegen erhöhter Entzündungs- und Nierenparameter stationär aufgenommen werden. Sie erlebte im Quercus-Fußbad eine aufsteigende Wärme, wie wenn „mir jemand eine heizende Sohle in die Schuhe schiebt“. Nach dem Fußbad dann fühlte sie eine starke Müdigkeit und konnte sehr gut schlafen.
BD
Autor
Literatur
- Jan Albert Rispens, Die Eiche – Baum des Überflusses; Der Merkurstab 3/2011
- U.Meyer, Die Gerbstoff-Therapie des Asthma bronchiale; Der Merkurstab 2/2007
- M.Kröz et al., Zum Krankheitsverständnis und zur Behandlung des Restless-legs-Syndroms; Der Merkurstab 4/2007