Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Schafgarben-Leberwickel in der Schwangerschaft

Substanzart

Schafgarbenkraut

Leitgedanke zur Anwendung

Heiße Wickel auf die Bauchregion sind in der Schwangerschaft generell gut abzuwägen und sollten unter ärztlicher Begleitung erfolgen! In jedem Fall ist die Reaktion des Kindes gut zu beobachten. Im 3. und 7. Schwangerschaftsmonat kann der Uterus physiologisch wehenbereit sein. Bei Neigung zur Frühgeburt ist von einem heißen Wickel auf den Bauch abzuraten.
In der Regel ist ein Schafgarben-Leberwickel in der Schwangerschaft Teil einer komplexen anthroposophischen Gesamtbehandlung.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

In der Schwangerschaft:

  • Depression
  • Gallenkolik (siehe Fallbeispiel 2)
  • Hyperemesis Gravidarum (Schwangerschaftserbrechen) mit einhergehendem Kraftverlust (siehe Fallbeispiel 1)
  • Ausscheidungsförderung bei Wassereinlagerungen in Beinen und Gelenken (Schwangerschaftsödeme)
  • Vegetative Erschöpfung

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten
Bei diesem Wickel ist besonders zu beachten, dass die Wickeltücher dicht anliegen, ohne die Atmung zu behindern. Dazu die Tücher mit der Hand an den Körper anplastizieren, ohne zusätzlichen Zug
Material

  • Außentuch
  • Zwischentuch
  • Innentuch
  • Auswring-Hilfe: ggf. Gummihandschuhe, Auswringtuch
  • Wärmflasche heiß gefüllt, entlüftet
  • Mittelgroße Schüssel
  • Schafgarbentee: 1 Esslöffel Schafgarbenkraut (Kraut mit Blüten) mit 1 Liter kochendem Wasser überbrühen, nur 3-5 Minuten ziehen lassen,  dann sofort abseihen in eine Thermoskanne (wird durch Stehenlassen grünlich). Die Farbe der fertigen Wickellösung ist deutlich goldgelb bis leicht grünlich.

Durchführung
  • Außentuch und Zwischentuch in Oberbauchhöhe ins Bett legen
  • Die Patientin legt sich darauf
  • Innentuch auf Lebergröße falten. Länge: ab Wirbelsäule nach vorne bis knapp zur Mitte vorne
  • Wickellösung in die Schüssel geben
  • Gefaltetes Innentuch in die Wickellösung legen, gut auswringen! Die Patientin dreht den Oberkörper leicht nach links. Das heiße Tuch zunächst vorsichtig anfächeln, bis die Hitze vertragen wird, dann das Innentuch von der Wirbelsäule beginnend nach vorne auf die Leber anlegen. Sonnengeflecht (Solar-Plexus) und Wirbelsäule bleiben frei.
  • Mit dem Zwischentuch das Innentuch nacheinander von beiden Seiten anplastizieren und dann zügig das Außentuch einhüllend folgen lassen
  • Wärmflasche an die rechte Seite anlegen, Patientin zudecken, einschließlich der Schultern und der Füße
  • Nach 30 Minuten Wickel und Wärmflasche entfernen, diese Körperstelle wieder abdecken, z.B. das hochgeschobene T-Shirt wieder nach unten ziehen
  • Weitere 30 Minuten Nachruhe einhalten


Nachbereitung
  • Innentuch auswaschen und alle Tücher zum Trocknen aufhängen

Beurteilungssicherheit
Wiederholte gute Erfahrung
Dosierung
1x täglich
Wirkungseintritt
Unmittelbar
Therapiedauer
Nach Bedarf
Warnhinweise
  • Ein Leberwickel in der Schwangerschaft sollte nur unter ärztlicher Begleitung durchgeführt und die Reaktion des Kindes gut beobachtet werden!
  • Im 3. und 7. Schwangerschaftsmonat kann der Uterus physiologisch wehenbereit sein.

Bei Neigung zur Frühgeburt ist von einem heißen Wickel auf den Bauch abzuraten

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1
Eine 36 jährige Frau in der 2. Schwangerschaft, 13. Woche, kam ins Klinikum mit schwerem Schwangerschaftserbrechen seit der 6. Schwangerschafts-Woche, einhergehend mit Kräfteverlust, Schwäche, Appetitlosigkeit, Blähungen und leichtem Eisenmangel. Das Erbrechen begann immer vormittags und zog sich bis in den Abend hinein. Die Frau konnte kaum Nahrung bei sich behalten, ernährte sich bereits tagelang von wenig gekochten Kartoffeln. Auch ein allopathisches Antiemetikum (Cariban ®) konnte den Zustand nur leicht bessern. In der Klinik wurde bei der Patientin eine komplexe anthroposophische Behandlung begonnen: Schafgarben-Leberwickel, Infusionen mit 5 ml Bryophyllum Urtinktur, oral Avena sativa Urtinktur und Prunus spin. e flor e summitatibus Globuli sowie Salbenauflagen mit Argentum met. praep. 0,4 % Salbe auf den Magen nach dem Essen.
Am folgenden Tag war die Patientin frei von Erbrechen. Cariban® wurde versuchsweise abgesetzt, worauf sich die Übelkeit sofort zurückmeldete. In Absprache mit der Patientin wurde das Medikament somit zunächst belassen. Behandlungsziel war nun unter Anderem, das Absetzen des allopathischen Medikaments. Als weitere Therapie kam am nächsten Tag noch hinzu: Rosmarin-Salz-Abreibung (Rosmarinblätter pulverisiert und Steinsalz im Verhältnis 5:1) des ganzen Körpers zu Beginn des Tages.
Den heißen Leberwickel erlebte die Patientin als äußerst angenehm, wärmend, entspannend, und freute sich täglich auf diese Anwendung. Sie vertrug den Wickel bestens. Im Laufe des einwöchigen Aufenthaltes besserte sich der Zustand, sodass sie am 6. Tag wieder nach Hause gehen wollte. Der Zustand blieb zuhause weitestgehend stabil und die Patientin blickte zuversichtlich auf die weitere Stabilisierung und das Absetzen des Antiemetikums.
Die Gesamtbehandlung zielte in erster Linie darauf ab, die Kräfte im Organismus wieder aufzubauen, sodass dieser fähig wird, die Beschwerden selbst zu überwinden.
SK

Fallbeispiel 2
Eine Patientin berichtet:
„Ich hatte und habe Gallensteine und während meiner 4. Schwangerschaft (im Alter von 26 Jahren) bekam ich im 4. Monat eine Gallenkolik. Ich wollte keine Medikamente nehmen und so legte mir mein behandelnder Arzt einen Leberwickel an. Mein Kindchen hat sofort reagiert mit bis dahin unbekannter Unruhe und starkem Strampeln. Was unangenehmer war, das Strampeln oder die Kolik, kann ich nicht mehr erinnern. Aber der Stein rutschte weiter, die Schmerzen waren weg und ich habe den Wickel schnell abgemacht. Das Kindchen hat sich dann auch schnell wieder beruhigt. Ob der Leberwickel oder das Kindchen den Stein zum Rutschen brachte, kann ich natürlich nicht sagen.“
Im Nachhinein äußerte die Patientin hinsichtlich der Reaktion des Kindes, dass der Wickel zu heiß gewesen sein könnte.
MC

Autor

SK, MC, Red.