Weißkohl-Auflage bei Stauungen und Schwellungen
Substanzart
Weißkohl-Blätter
Leitgedanke zur Anwendung
Die Äußere Anwendung von Weißkohlblättern zeigt folgende Wirkungen:
- Anregung der Ausscheidung der gestauten Flüssigkeiten
- Abschwellend, indem gestaute Flüssigkeit wieder in den lebendigen Stoffwechsel integriert wird
- Desinfizierend
- Ableitung von Entzündungsstoffen über die Haut, indem er die Absonderung der Flüssigkeit anregt und anzieht
- Kühlend
- Beruhigend
- Schmerzen lindernd
- Verhärtungen erweichend
Leitgedanke zur Substanz
Indikationen
Kohlblattauflage bei Stauungen und Schwellungen im Gewebe, z.B.:
- Abszess (Kohl-Auflage direkt auf den Abszess)
- Aszites (Kohl-Auflage auf den ableitenden Lymphgefäßen, bzw. auf den ganzen Bauch)(siehe Fallbeispiel 2)
- Entzündlich geschwollene Gelenke, z.B. Arthritis, rheumatische Erkrankungen (Kohl-Auflage auf die betroffenen Gelenke)
- Lymphstau (Kohl-Auflage auf die ableitenden Lymphgefäße des betroffenen Areals) (siehe Fallbeispiel 1)
- Schmerzen, deren Ursache in Stauungen im Gewebe liegt (Kohl-Auflage direkt am Ort der Stauung)
Durchführungsbeschreibung
Material:
- Frische Weißkohlblätter (Bio-Qualität)
- Kunststofftablett
- Scharfes Messer
- Glasflasche als Rolle (Etikett vorher lösen) oder Marmorwellholz (Holz würde den austretenden Saft aufsaugen)
- Bei Bauchauflagen: 1 Wärmflasche und eine Gefrierbeutel (lebensmittelecht)
- Tücher für die Bauchauflage: Baumwolltuch und Frottee-Badetuch
- Tücher für die Gelenke: Baumwolltuch, elastische Binde oder Mullbinde
Vorbereitung:
- Die äußeren Blätter des Kohls entfernen und verwerfen
- Die gewählten Blätter warm waschen und trocken tupfen
- Dicke Blattrippen mit dem Messer ausschneiden
- Blätter nebeneinander auf das Tablett legen
- Mit der Flasche so lange fest darüber rollen, bis der Saft austritt und der Kohl glasig wird
Durchführung:
Bei Gelenken:
- Die Kohlblätter zimmerwarm ziegelartig übereinander auf das entsprechende Organgebiet legen
- Baumwolltuch darüber legen
- Mit Binde möglichst fest anwickeln
Am Bauch:
- Die Kohlblätter in einem Gefrierbeutel (=lebensmittelecht) mit einer Wärmflasche leicht erwärmen, um dem betroffenen Gebiet keine Wärme zu entziehen.
- Die Kohlblätter auflegen, und nur von vorne mit Baumwolltuch und mit einem Frottee-Badetuch bedecken.
Einwirkzeit:
1-2 Stunden, gegebenenfalls über Nacht
Anschließend:
- Blätter abnehmen und sofort entsorgen
- Bei Bedarf behandelndes Gebiet mit lauwarmen Wasser abwaschen
- Den Kohl in ein feuchtes Tuch wickeln und bei Zimmertemperatur aufbewahren (nicht in den Kühlschrank!)
Achtung:
Es kann vorübergehend zu Schmerzen kommen
Durchführungsanleitung zum Download
- Anleitung Weißkohl-Auflage bei Stauungen und Schwellungen
Dateigröße: 599 KB
Fallbeispiel
Fallbeispiel 1:
70 jähriger Patient mit einem linksseitigen Leistenbruch mit einer Hydrozele und Aszites bei einem rezidivierten Peritonealmesotheliom.
Der Patient litt sehr stark an einem Druck- und Spannungsgefühl im Hoden verursacht durch eine Hodenhydrozele. Seit vielen Wochen musste 1x wöchentlich eine Punktion der Hodenhydrozele durchgeführt werden.
Bei der stationären Aufnahme wurde eine Weißkohl-Auflage auf den ganzen Bauch verordnet.
Der Patient musste daraufhin nach der ersten Anwendung innerhalb von 3 Stunden zweimal eine große Menge Wasser lassen.
Der Patient erhielt drei Kohl-Anwendungen während des stationären Aufenthaltes.
In der Nacht nach der dritten Anwendung musste er 4 mal Wasser lassen.
Er verspürte eine große Druckentlastung und Schmerzlinderung nach den Anwendungen.
Gewicht von 80,2 bei Aufnahme auf 78,1 bei Entlassung gesunken, mit einmaliger Punktion von 1,7l Flüssigkeit
Die Hodenhydrozele nahm im Verlauf nur halb so schnell an Größe zu, sodass nur noch alle 2 Wochen punktiert werden musste.
Zu Hause führte der Patient die Anwendung zuerst täglich, später nur noch bei Bedarf durch und konnte damit weiterhin die Punktionen über mehrere Monate hinweg auf alle zwei Wochen reduzieren.
Die Medikation, die der Patient schon zu Hause eingenommen hatte wurde während des stationären Aufenthaltes nichts verändert.
Autor: CW
Fallbeispiel 2:
Die Beine und der Bauchraum einer 50jährigen Patientin waren durch ein Sigmakarzinom mit Lebermetastasen voller Ödeme. Der Ascites bei Peritonealkarzinose verursachte Spannungszustände im Bauch, Atemnot und damit verbundenen Reizhusten.
Bereits nach der ersten Weißkohlauflage auf den Bauch und die Leistengegend konnte sie so viel Wasser ausscheiden, dass sie verwundert fragte: „Was haben Sie mit mir gemacht? Ich musste sturzartig Wasser lösen!“ Durch die tägliche Behandlung verlor sie innert 4 Wochen ca. 20 kg Gewicht. Die Medikamente erzielten ihre Wirkung erst durch die Unterstützung der Kohlauflagen. Die Patientin gewann Zuversicht und Hoffnung.
Autor: BB
Autor
Literatur
- Monika Fingado: Therapeutische Wickel und Kompressen
- Handbuch der Ita Wegmann Klinik. Natura Verlag. Auflage 2001
- Hermann Glaser: Erfolgreiche Wundbehandlung. Aus der Praxis der anthroposophisch erweiterten Krankenpflege. Verlag Urachhaus. 1. Auflage 2000