Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Milch-Honig-Einlauf

Substanzart

Milch und Honig

Leitgedanke zur Anwendung

Längere Bettlägerigkeit, medikamentöse Therapien (Morphin) oder tumorbedingte Passagebehinderungen im Darm können zu Obstipation führen. Der Darmeinlauf ist ein altbewährtes Mittel, den Stuhl aufzuweichen.
Wenn man Milch und Honig verwendet, wirkt es sowohl als Gleitmittel als auch die Peristaltik anregend. Bei geschwächtem Allgemeinzustand und besonders in der Sterbephase kann dieser Einlauf das Abführen zuverlässig und auf milde Art erleichtern, gleichzeitig findet eine Nährstoffaufnahme im Colon statt. Natürlich ist der Milch-Honig-Einlauf auch ein probates Mittel bei habitueller Obstipation und ähnlichen Fällen. Bei einem akuten Ileus (z.B. im Rahmen der Erstmanifestation eines lokal fortgeschrittenen gastrointestinalen Tumors) ist er nicht angezeigt.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Obstipation, auch medikamentenbedingt (z.B. Morphin)
  • Sterbeprozess

Durchführungsbeschreibung

Besonderheiten:
Vorzugsweise in der ersten Tageshälfte anwenden

Material:

  • 1-2 Esslöffel Honig
  • 200-500 ml körperwarme Milch
  • Irrigator
  • Darmrohr
  • Vaseline
  • Abdeckmaterial/Bettschutz
  • Inkontinenzmaterial
  • Nachtstuhl oder Bettpfanne
  • Handtuch
  • Einwegwaschlappen oder Zellstoff
  • Einweghandschuhe


Durchführung der Anwendung:
  • Patienten informieren
  • Material vorbereiten
  • Milch körperwarm mit dem Honig verrühren
  • Patient legt sich auf die linke Körperseite
  • Abdeckmaterial/Bettschutz unter den Intimbereich
  • Inkontinenzeinlage unter das Gesäss legen
  • Intimschutz wahren: Handtuch über den Intimbereich
  • Darmrohrspitze und Einführlänge des Darmrohres mit Vaseline bestreichen
  • Darmrohr an den Irrigatorschlauch anbringen und luftleer machen und abklemmen
  • Darmrohr unter leichten Drehungen sanft einführen (Achtung, keine Gewalt!)
  • Schlauch öffnen und  die Flüssigkeit langsam per Schwerkraft einlaufen lassen
  • Die Reaktion des Patienten gut beobachten, bei Belastungsanzeichen aufhören
  • Der Patient soll die Flüssigkeit möglichst lange im Darm behalten: ggf. auffordern, die Gesäßbacken zusammenzukneifen
  • Bei gefühltem Stuhlgang den Patienten auf die Bettpfanne/ den Toilettenstuhl mobilisieren
  • Während des Abführens aus Sicherheitsgründen beim Patienten bleiben
  • Nach dem Abführen Intimpflege im Bett durchführen und allenfalls eine Kamillenöl-Auflage auf den Bauch legen (Hülle geben und zur Entspannung des Darmtraktes)


Nachbereitung:
  • Irrigator und Schlauch gemäß den Hygienevorschriften reinigen, Darmrohr entsorgen

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
Maximal über 3 Tage 1x tgl. einen Einlauf, dann nach Bedarf 1-2 Mal wöchentlich
Wirkungseintritt
z.T. unmittelbar, manchmal innerhalb von1-3 Std.
Therapiedauer
Abhängig vom Therapieziel kann eine Anwendung über mehrere Tage angezeigt sein
Warnhinweise
Für geschwächte Patienten kann der Einlauf sehr anstrengend sein – Kreislauf beobachten!

Durchführungsanleitung zum Download

Autor

Red., TB, MM

Literatur

Der Merkurstab: Girke, Matthias, Die therapeutische Begleitung des sterbenden Menschen 2010; 63 (5): 424-439