Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Quark-Arnika Kniewickel

Substanzart

Quark, Arnika-Essenz

Leitgedanke zur Anwendung

Quark entsteht dadurch, dass sich in angesäuerter Milch die flüssige Molke von dem fester werdenden Quark getrennt hat. Dieser Prozess wird während einer Quark-Anwendung auf der Haut fortgesetzt. Während der Quark auf der Haut trocknet, tritt weiterhin Molke aus. Dadurch entsteht ein sanft saugender und frei machender Effekt, indem wässrige Stauungen entlastet und Stoffwechselgifte dem Körper entzogen werden können; Entzündungsstoffe werden abgeleitet, dadurch entsteht eine kühlende und schmerzlindernde Wirkung; die überschießenden Stoffwechselprozesse werden beruhigt. Der Quark hat außerdem eine von sich aus, milde, plastizierende Kraft.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Arthrose des Kniegelenks, aktiviert, auch mit Gelenkerguss und Bursitis (siehe Fallbeispiele 1 & 2)
  • Arthrose an anderen Gelenken
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
  • Knie-Schmerzen nach Verletzung (Fallbeispiel 3)
  • Knie-Schwellung nach Verletzung (Fallbeispiel 3)


Durchführungsbeschreibung

1. Anwendungsbeschreibung: Beim liegenden Patienten (Liegen ist empfehlenswert)
->Für diesen Wickel gibt es auch eine Video-Anleitung
2. Anwendungsbeschreibung: Bei Patienten, die mit dem Wickel aufstehen, sich bewegen oder ganz auf sein müssen

Material:

  • Arnika-Essenz (planta tota)
  • Holzspatel oder Messer
  • 2 Wärmflaschen (max. 40°C, flach gefüllt) mit Frischhaltefolie abdecken, zum Anwärmen des Quarks
  • Ca. 300 Gramm Quark, wenn möglich Bioqualität, mindestens 2 Std. vor der Anwendung aus dem Kühlschrank nehmen
  • Auf einem Sieb abtropfen lassen, wenn der Quark zu nass ist
  • 1 Küchenbrett
  • Innentuch individuell abgemessen am Knie des Patienten: es soll zirkulär um das Knie reichen und einige Zentimeter überlappen; in der Höhe das doppelte Maß, um ein Päckchen zu machen
  • Zwischentuch: Küchentuch der Länge nach doppelt gelegt und von beiden Seiten eingerollt
  • Außentuch: Molton oder Frotteehandtuch von beiden Seiten eingerollt, ggf. 2 elastische Binden 8-10 cm breit
  • 1 wasserdichte Unterlage als Bett-Schutz - nicht um das Knie wickeln!
  • 2 kleine Kissen


Durchführung der 1. Anwendung:
  • Rechtzeitig den Quark abtropfen lassen, wenn nötig
  • Patient und Raum vorbereiten
  • Bett vorbereiten: die kleinen Kissen auf Kniehöhe legen, darauf die wasserdichte Unterlage, darauf das Außentuch aufgerollt, darauf das Zwischentuch
  • Innentuch auf das Brett legen
  • Den Quark mit dem Spatel ca.  ½ -1 cm dick mittig auf das Innentuch streichen, so dass das Kniegelenk vollständig bedeckt werden kann, einschließlich der Kniekehle
  • Das Substanztuch von oben und unten einschlagen, die Enden bleiben offen
  • Die Packung umdrehen, sodass die Seite, die am Körper zu liegen kommt und nur aus einer Stofflage besteht oben liegt
  • Mit der körperfernen Seite auf zwei Wärmflaschen legen und so auf Handwärme bringen
  • Die oben liegende Seite mit einer zum Krankheitsbild passenden Essenz beträufeln und durch leichtes Verstreichen verteilen (den Quark selbst nicht mit Essenz vermischen, er könnte zu dünnflüssig werden, auch spart man so Essenz)
  • In diesem Fall: Arnika-Essenz
  • Mit der Packung zum Patienten gehen
  • Die Packung rundum dicht anliegend um das Kniegelenk anmodellieren, dabei die Enden übereinanderschlagen
  • Das Zwischentuch von unten enganliegend darüber rollen
  • Das Außentuch ebenfalls dicht anliegend darüber wickeln
  • Die beiden Kissen entlasten die Knie individuell


Durchführung der 2. Anwendung:
  • In diesem Fall muss der Wickel fest am Knie verankert werden
  • Dazu werden Quarkpackung und Zwischentuch ebenso angelegt wie unter 1., aber statt mit dem Außentuch wird die Packung mit 1-2 elastischen Binden umwickelt, elastischen Zug nutzen
  • Man beginnt die Tour unterhalb des Knies, und fixiert die Binde mit einer weiteren Tour und damit schließt die Packung gut ab. Dasselbe gilt für die Abschlusstour oberhalb des Kniegelenks
  • Die Enden der Binde mit Pflasterstreifen fixieren
  • Mindestens Socken anziehen, besser eine lockere Strumpfhose über die Wickelpackung ziehen
  • Dauer der Anwendung: 2 Stunden oder länger
  • Abnehmen spätestens, wenn die Quarkpackung anzutrocknen beginnt, ab da beginnt sie zu stauen
  • Danach: alles abnehmen, Knie trocken tupfen, Kleidung darüber ziehen


Nachruhe: Nach dem Entfernen der Packung 10-15 Minuten Nachruhe halten, oder die Packung zur Nachtruhe anlegen

Nachbereitung:
  • Substanz-Tuch vom Quark befreien. Tipp: die Packung längere Zeit ablegen, danach lässt sich der Quark besser mit einem Schaber vom Tuch wegnehmen. Je trockener der Quark, desto besser löst sich dieser vom Tuch
  • Tuch sofort kalt auswaschen

Beurteilungssicherheit
In vielen Fällen bewährt
Dosierung
Im Akutfall 1 x tgl., bei längerer Anwendung in größeren Abständen
Wirkungseintritt
Sofort
Therapiedauer
Bis die Schmerzen nachlassen und der Erguss zurück geht
Weitere Therapieempfehlungen
Knie-Einreibung mit Peucedanum off.-Gelatum (Rezeptur)
Warnhinweise
Niemals Quark aus dem Kühlschrank direkt auf den Körper! Den Quark auf Handwärme bringen

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1
83-jährige Frau, noch ordentlich präsent und beweglich. Sie neigt sehr zur Arthrosebildung, beide Hüftgelenke sind 13 und 10 Jahre zuvor mit einer TEP versorgt worden. Im Sommer 2019 zieht sich die Patientin durch Sturz eine Kniescheibenfraktur rechts zu, die ohne Operation, unter totaler Ruhigstellung des Gelenkes über ca. 8 Wochen, gut verheilt.
Unter der Ruhigstellung entwickelte sich unbemerkt eine schon vorher beginnende leichte Arthrose zu einer ausgeprägten. Die Muskulatur ist noch nicht voll aufgebaut als sie sich beim ungeschickten Aufstehen aus der Hocke an der Innenseite des Gelenks verletzt.
Wie sich später im MRT zeigt, ist der Innenmeniskus an dieser Stelle leicht eingerissen. In der Folge entwickelt sich das Vollbild einer aktivierten Arthrose: schmerzhafte Bewegungseinschränkung, Überwärmung, Gelenkerguss, Schwellung der gesamten Umgebung, d.h. aller Schleimbeutel.
Auf dem Höhepunkt der Symptomatik wird mit Arnica-Quark-Wickeln täglich über 2 Stunden begonnen und diese Behandlung über eineinhalb Wochen angewendet.
Diese Quark-Anwendungen wirken mit sofortiger wohltuender Wirkung auf das bedrängende Spannungsgefühl im Kniegelenk, das Temperaturgeschehen beruhigt sich innerhalb einiger Tage, das Gelenk und seine Umgebung schwellen langsam ab, es wird langsam wieder voll belastbar und das Bewegen sicher. Die weitgehende Rückbildung der Symptome ging kontinuierlich aber langsam vonstatten.
Die Patientin sagte „Gut, dass es diese Medizin gibt, was könnte ich sonst Sinnvolles und Heilendes tun. Ich habe den Eindruck von dem Quark geht auch eine eigene, das Gelenk plastizierende Kraft aus“. Nach drei Monaten ist das Gelenk wieder „schlank“ und gut durchgeformt. Schmerzfrei ist es schon lange bei Bewegung in allen Richtungen.
MK

Fallbeispiel 2
Eine betagte Landwirtin berichtet: Sie litt 1943 im 19. Altersjahr an einem rheumatischen Fieber. Alle Gelenke waren entzündet und schmerzhaft geschwollen. Die Erkrankung erstreckte sich über mehrere Wochen. Als Erwachsene und Mutter von drei Kindern, litt sie auch an wiederkehrenden Abszesserkrankungen der Achsel-Schweißdrüsen. Im 42. Altersjahr erhielt sie die erste Behandlung mit Penicillin. Wegen der auftretenden allergischen Reaktion auf dieses Medikament konnte sie nur zweimal behandelt werden. Die Drüsenabszesse wurden geheilt und sind nie mehr aufgetreten. Neu zeigte sich eine chronisch, wieder auftretende Gelenksentzündung der Kniegelenke, zeitweise auch der Ellbogengelenke. Sie behandelte die Gelenke wie folgt: während einer Woche am Abend, vor der Nachtruhe legte sie sich während einer Stunde einen handwarmen Quark-Wickel an. Immer am Sonntag war Wickelpause. Jede zweite Woche behandelte sie ihre betroffenen Gelenke mit Kohlauflagen. Diese Maßnahmen führte sie jeweils abwechslungsweise während einem Monat durch. Daraufhin war sie während einigen Monaten schmerzfrei.
Auch während den Entzündungsphasen hat sie nie aufgehört zu arbeiten und ist tagsüber Fahrrad gefahren um die Gelenke zu bewegen. „Ich wollte nie ein künstliches Kniegelenk und unser Hausarzt unterstützte meine Maßnahmen“.  Diese Behandlung führte sie mehrmals jährlich über 40 Jahre fort.
TB

Fallbeispiel 3
Hinweis: in diesem Fallbeispiel wurde der Quarkwickel ohne Arnika-Essenz durchgeführt.
44-jährige Patientin mit Schmerzen und geschwollenem Knie, nach vorausgegangener schwerer Knieverletzung rechts, mit 18 Jahren. Das war ein Sportunfall, der operiert werden musste: alle Bänder waren gerissen, Menisken defekt, Kniescheibe defekt. Kreuzband, Innenband, Außenband und Kniescheibe wurden künstlich ersetzt, die Menisken fehlen.
Seitdem immer wieder Schwellung und Schmerzen in diesem Knie. Inzwischen besteht auch Rheuma im Knie.
Nach einer Behandlungs-Frequenz von 3 x 3 Behandlungen, mit jeweils 1 Tag Pause dazwischen, waren die Beschwerden so gut, dass die Patientin wieder Joggen konnte. Dieser Zustand hält seitdem an. Die Patientin sagt, dass sie damit ein Mittel hat, welches sie erfolgreich einsetzen kann, sollten sich die Beschwerden wieder bemerkbar machen.
ND 03/2023

Autor

SK, MK, TB, MM,Red.