Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Ingwer-Lungenwickel

Substanzart

Ingwer-Pulver

Leitgedanke zur Anwendung

Der Ingwer gestaltet die durch ihn hervorgerufene Wärme. Diese sich langsam entwickelnde Wärme ermöglicht dem Leib die Spastik aufzulösen. Die Einatmung vertieft sich, und innere Ruhe tritt ein.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Akute Atemnot mit Obstruktion der Atemwege (Fallbeispiel 1)
  • Asthma bronchiale
  • Akute Bronchitis (siehe Fallbeispiel 2)
  • Chronische Bronchitis
  • Spastische Bronchitis
  • Pneumonie

Durchführungsbeschreibung

Für diesen Wickel gibt es auch eine Video-Anleitung

Besonderheiten

  • Bei Neurodermitis ist Ingwer kontraindiziert!
  • Vor Beginn des Wickels müssen die Füße warm sein, sonst steigt die Wärme des Wickels in den Kopf
  • Die gewünschte Wärmeentwicklung des Ingwers kann verzögert eintreten bzw. sich erst nach mehreren Anwendungen entfalten. Die Wärme kann der Patient als wellenartig erleben: zunächst tritt ein Wärmegefühl auf, dann kühlt es sich ab, um dann wieder anzusteigen. Dies begründet auch die Empfehlung, die Anwendung bis zu 40 Minuten zu belassen, um die maximale Wärmeentwicklung zu ermöglichen.
  • Nach mehreren Anwendungen kann die Haut trocken werden und ggf. Juckreiz auftreten. Es empfiehlt sich dann, die Haut mit leicht fettenden Salben oder Lotionen zu pflegen - dies aber zeitlich verzögert, nicht direkt nach der Anwendung.
  • Während der Anwendung und/ oder der Nachruhe können Licht- und Geräuscheindrücke verstärkt empfunden werden. Hier bedarf es des besonderen Schutzes gegenüber Geräuschen, Licht, Geruch etc. Gegen Ende der Nachruhe kann der Impuls zu neuer Aktivität entstehen. Hier darf die Nachruhe individuell angepasst werden.


Material
  • Außentuch, möglichst keine Wolle
  • Zwischentuch
  • Innentuch
  • Wasserundurchlässiger Bettschutz
  • 1 gehäufter Esslöffel getrocknetes Ingwerpulver
  • Schüssel
  • ca. 400 ml kochendes Wasser
  • Wärmflasche


Durchführungsanleitung
  • Ingwerpulver in eine Schüssel geben und mit etwas kochendem Wasser einen Brei anrühren. Abgedeckt stehen lassen
  • Das Außen- und Zwischentuch übereinander legen und von den Seiten her einrollen
  • In die Mitte die gefüllte Wärmflasche legen
  • Bettschutz und vorgewärmtes Außen- und Zwischentuch in Thoraxhöhe im Bett bereitlegen
  • Innentuch auf Größe der Thoraxauflagefläche falten
  • Das restliche heiße Wasser mit dem Ingwerbrei vermischen
  • Das Innentuch darin eintauchen und gut durchtränken
  • Gut auswringen, ggf. mit Gummihandschuhen
  • Patient aufsitzen lassen und den Rücken frei machen lassen
  • Das heiße Innentuch vorsichtig an den Körper heranführen und so heiß wie möglich auf die Thoraxgegend auflegen
  • Zwischen- und Außentuch zügig und dicht anplastizieren, dann legt sich der Patient wieder hin
  • Den Patienten bis über die Schultern gut zudecken

  • Nach ca. 30Minuten Anwendungsdauer alle Tücher abnehmen
  • Nachruhe maximal 30 Min.


Nachbereitung
  • Das Innentuch auswaschen, es kann wieder verwendet werden

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt
Dosierung
1x täglich, nach Bedarf über mehrere Tage
Wirkungseintritt
Sofort
Therapiedauer
Nach Verlauf
Warnhinweise
Hinweis: Es kann bei empfindlicher Haut zu einer deutlichen Hautrötung kommen. Nächster Wickel nicht vor Abklingen der Hautrötung.

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1:
9-jähriges Mädchen, seit drei Tagen an einem Atemwegsinfekt mit Husten und erhöhter Temperatur erkrankt, kommt akut in die Notfallambulanz.
Patientin ist blass, kaltschweißig, maximal angespannt mit einer Atemfrequenz bei 60/Min. und einer Sauerstoffsättigung unter 90% und einem deutlichen Distanzgiemen.
Patientin erhielt nach vergeblichen Versuchen, den Zustand mit Salbutamol-Inhalationen und Sauerstoffgabe zu verbessern, einen Ingwer-Thorax-Wickel als Auflage im Rückenbereich. Nach der 30 minütigen Anwendung war die Patientin deutlich entspannt, hatte eine rosige Gesichtsfarbe und war gut durchwärmt. Das Distanzgiemen war nicht mehr zu hören und die Atemfrequenz sowie die Sauerstoff-Sättigung im Normbereich.
Die Mutter war initial sehr abwehrend gegenüber der Therapie; nun lautete ihr Urteil: "Gute Medizin!"
MSK

Fallbeispiel 2:
Eine 87- jährige Patientin mit chronischer COPD leidet an einer schweren Bronchitis mit starkem Husten, leichtem Fieber und dem Verdacht auf eine beginnende Lungenentzündung.
Sie wird zuhause während 4 Tagen täglich mit einem Ingwer-Brustwickel (statt rückenseitig, in diesem Fall nur auf der Brust) behandelt.
Die Patientin ist beeindruckt von der tiefen Wärme des Wickels und wie schnell es ihr mit den Anwendungen wieder besser ging. Die Spitaleinweisung kann vermieden werden.
MB

Autor

Red., MSK