Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Rhythmische Fußeinreibung nach Wegman/ Hauschka

Substanzart

Lavendelöl 10%

Leitgedanke zur Anwendung

Aufgabe der Füße ist es, den menschlichen Körper zu tragen und auf kleinster Fläche, zwischen Ballen und Ferse, die Balance der Aufrechte zu ermöglichen. Das Fußgewölbe entzieht sich der Schwerkraft.
Die Fußeinreibung intensiviert die Durchwärmung der Füße. Das ermöglicht eine Lösung des Seelischen aus dem Nerven-Sinnessystem im Kopfbereich. Dadurch wird das Einschlafen unmittelbar gefördert.
In eindrucksvoller Weise kann auch der Lösungsprozess im Sterben erleichtert werden.
Das Lavendelöl unterstützt diese Prozesse zusätzlich.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Ängste (siehe Fallbeispiel 1)
  • Seelische Anspannung (siehe Fallbeispiel 4)
  • Einschlafstörungen (siehe Fallbeispiel 3)
  • Gedankenkreisen
  • Kalte Füße (siehe Fallbeispiel 3)
  • Restless Legs
  • Unruhige Beine (siehe Fallbeispiel 2)
  • Unruhe
  • Unruhe bei Sterbenden

Durchführungsbeschreibung

Die Rhythmische Fußeinreibung  nach Wegman/ Hauschka kann nur in Seminaren unter Anleitung erlernt werden. Siehe auch Kapitel Rhythmische Einreibungen
Aber bereits eine einfache sanfte Einreibung  der Füße mit etwas Öl im beschriebenen Sinne kann eine Hilfe darstellen.

Beurteilungssicherheit
Bei sehr vielen Patienten erfolgreich angewendet
Dosierung
Abends, bei Unruhezuständen auch mehrmals täglich möglich
Wirkungseintritt
Unmittelbar
Therapiedauer
Nach Bedarf
Weitere Therapieempfehlungen
Bei "restless legs" kann eine Fuß- und Wadeneinreibung mit Ferrum 0,4%-Salbe durchgeführt werden

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1: Ängste
Die ca. 50 jährige Patientin wird mit der Diagnose „Angst-und Panikstörung“ in die Klinik aufgenommen. Aktuell erlebt sie Unruhe und Schlafstörungen. Dem Verlust eines nahen Angehörigen kann sie nicht nachtrauern. Die Patientin lebt alleine und kann mit dem seit 3 Wochen andauernden Zustand nicht fertig werden.
Erstaunlich schnell führen die Rhythmischen Fußeinreibungen mit Lavendelöl zu einer Stabilisierung durch das Erlebnis der menschlichen Begegnung und der körperlichen Berührung am Abend.
Der Lavendelgeruch ist für sie sehr angenehm und zusammen mit den vorgewärmten Tüchern erlebt sie ein Gefühl des Geborgenseins. Das Ganze regt ihre Eigenwärmebildung an und ermöglicht ihr eine tiefe Entspannung, wodurch sie nach wenigen Tagen deutlich besser schläft.
MM

Fallbeispiel 2: Unruhige Beine
Patient in mittlerem Alter in leitender, also anstrengender Position, leidet immer wieder an unruhigen Beinen. Jede Fußeinreibung ermöglicht ihm eine sofortige Beruhigung und es ist ihm möglich daraufhin einzuschlafen.
US

Fallbeispiel 3: Einschlafschwierigkeiten, kalte Füße
In der Palliativabteilung leiden viele Patienten unter kalten Füßen, da sie den Leib nicht mehr mit Wärme zu durchdringen vermögen. Eine wärmende Fußeinreibung am Abend erleichtert vielen Menschen das Einschlafen ohne Schlafmittel.
US

Fallbeispiel 4: Seelische Anspannung
Ein 55 Jahre alter Patient mit einem Adenocarcinom des Rectums wurde wiederholt im Wundgebiet operiert und war seelisch sehr mitgenommen. Das Angebot, ihm eine Fußeinreibung zu machen, wollte er zuerst ablehnen, da er keine Berührung an den Füßen ertrage, es kitzle ihn. Die Ärztin verordnete eine Lavendelfußeinreibung, die er dann doch annehmen konnte, alle anderen Anwendungen hat er abgelehnt.
Die erste Einreibung erhielt er, als die Wundschwester und die Pflegefachfrau versuchten, einen neuen Wundverband anzulegen. Die Stimmung war sehr angespannt, der Patient verzweifelt. Alle drei schienen nicht abgeneigt, diese angespannte Stimmung zu unterbrechen.
Durch die Einreibung entstand eine andächtige Stimmung und der Patient öffnete nach ungefähr drei Minuten die Augen und sagte unter Tränen: „so etwas habe ich noch nie erlebt“.
Er verglich die Behandlung als ebenso hilfreich wie ein Gespräch mit dem Psychologen oder dem Seelsorger und nichts helfe ihm so gut „herunterzufahren“. Insgesamt erhielt er 16 Anwendungen über einen Zeitraum von 2 Monaten. Zu Beginn der Anwendungsserie hatte der Patient oft heiße Füße. Dies normalisierte sich im Behandlungsverlauf. Auch die psychische Situation des Patienten stabilisierte sich.

ChMa
92, 7/23

Autor

Red., 12.7.23