Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Rosmarin-Kupfer-Zwerchfellwickel

Substanzart

Oleum aetherum Rosmarini 10 % Ölige Einreibung & Cuprum met. praep. 0,4 % Ölige Einreibung

Leitgedanke zur Anwendung

Die Substanzen des Rosmarins, insbesondere die ätherischen Öle, machen die Seele geneigt, sich mit dem Körper zu verbinden. Die durch Rosmarin aktivierten Prozesse wirken anregend, zugleich aber auch harmonisierend auf die Begegnung von Astralleib und physisch-ätherischem Leib. Sie wirken dadurch auf den Kreislauf, insbesondere auf die arteriellen peripheren Gefäße. Über eine Vertiefung der Atmung wirken sie zudem ausgleichend auf alle Lebensprozesse.
Die Bitter- und Gerbstoffe der Rosmarinpflanze wecken und stärken außerdem die Lebenskräfte. Rosmarin hat deshalb eine starke, insgesamt inkarnierende Wirkung.

Das Kupfer verstärkt lokale Wärmeprozesse, durch die der Mensch empfindsam im Leibe anwesend sein kann. In dieser Wärme werden das Fließen in den Geweben und die Bewegungen in den Prozessen der Blutzirkulation und der Atmung gefördert oder, bei sogenannten "Stockungen" wie Verspannungen, Krämpfen oder gestörter Atmung, wieder befreit.
Im Rosmarin-Kupfer-Zwerchfellwickel wird es als Cuprum metallicum praeparatum verwendet, d.h., seine kosmische Seite wurde pharmazeutisch intensiviert.

Das Zwerchfell ist eine muskuläre Scheidewand zwischen Brust- und Bauchraum mit zwei kuppelförmigen Vorwölbungen in den Brustraum hinein, bis ans Brustbein aufsteigend. Es wird so zu einer beweglichen Grenze zwischen dem oberen und dem unteren Menschen. Gleichzeitig ist es Vermittler zwischen beiden.
Das Zwerchfell steht über die Atmung in direktem organischem Kontakt mit den Stoffwechselorganen und über den Liquor mit dem Gehirn. Es übermittelt diesen die rhythmische Tätigkeit der Atmung, beim Rosmarin-Kupfer-Zwerchfellwickel zusammen mit der wärmenden und entspannenden Wirkung des Kupfers als auch der wärmenden und aktivierenden Kraft des Rosmarins. Er vertieft die Atmung, verschafft ihr Raum und führt sie in die richtige Mitte.

Jedes Organ – Organ im weitesten Sinne, z.B. auch jeder Muskel – hat seine eigenen Faszien. Diese hängen im Körper untereinander alle zusammen und bilden so eigenes Organ, das den ganzen Leib durchzieht, besonders das Zwerchfell. So erreicht man über das Zwerchfell auf dem Weg über die Faszien alle Organe.

Patientenstimmen: „meine Kräfte nehmen wieder zu“ – „ich fühle mich wieder in meiner Mitte“.

Der Wickel stammt aus der Forschungsarbeit der Heidenheimer Belegklinik und ist ursprünglich eine Idee von Klas Diederich gewesen.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Ausgleich zivilisatorischer Schäden im rhythmischen System
  • Erschöpfung (siehe Fallbeispiel 2 & 3)
  • Fatigue-Syndrom (siehe Fallbeispiel 2)
  • Konzentrationsschwäche
  • Post-Covid/ Long-Covid
  • Rekonvaleszenz
  • Rhythmisierung und Vertiefung der Atmung (siehe Fallbeispiel 1 & 3)
  • Schlafstörungen  (siehe Fallbeispiel 2)
  • Situationen psychischer Bedrängnis (z.B. Trauer, Examensangst, Lampenfieber)

Durchführungsbeschreibung

Für diesen Wickel gibt es auch eine Video-Anleitung

Besonderheiten

  • Die Auswahl der Tücher weicht hier vom Standard ab, es gibt kein Woll-Außentuch, die Wirkung wäre sonst bei diesem Wickel zu intensiv.
  • Dieser Wickel gehört vom Tagesrhythmus her in die Mittagszeit, er wird mit mindestens 45 Minuten Abstand zum Essen angewandt. Möglichst nicht nach 18 Uhr anlegen.


Material
Hinweis zu den Längen der Tücher:
Die Länge beider Tücher sollte jeweils auf den Oberbauchumfang des Patienten angepasst sein: die Enden des Innentuchs sollen sich maximal 10 cm überlappen; nicht länger, damit die Atmung nicht behindert wird
  • Zwischentuch (ist hier gleichzeitig das Außentuch): Länge je nach Patient, Breite (Stoff doppelt gelegt) ca. 25cm
  • Innentuch: Länge ebenfalls für den Patienten passend, plus 10cm Überlappung; Breite: 2-3 fache falten, so dass eine Tuchauflage von ca. 12 cm (1 Handbreit) entsteht
  • Rosmarin 10% Öl
  • Cuprum met. praep. 0,4 % Öl


Durchführung der Anwendung
Die Cuprumöl-Flasche in der Hand etwas anwärmen und gut schütteln, bis sich das abgesetzte Kupfer gleichmäßig im Öl verteilt
  • Das vorbereitete Innentuch wie folgt beträufeln:
  • 15-20 Tropfen Rosmarinöl und 10-15 Tropfen Cuprumöl so auf der ganzen Fläche des Innentuchs verteilen, aber die Überlappung aussparen, das Sonnengeflecht soll nicht mitbehandelt werden
  • Das Tuch mit der Ölseite nach innen zusammenfalten, damit sich die Substanzen gut verteilen können
  • Das Tuch, am besten am Patientenkörper, kurz auf Körperwärme temperieren (bei Bedarf als Wäscheschutz einen Gefrierbeutel verwenden)
  • Patienten aufsitzen lassen, Gürtel öffnen, Frauen sollten den Büstenhalter öffnen
  • Das Zwischentuch in Oberbauchhöhe im Bett platzieren
  • Das Substanztuch auseinandergefaltet auf das Zwischentuch legen
  • Patient legt sich zurück,  beide Tücher werden auf Höhe der unteren Rippenbögen platziert
  • Die Tuch-Enden des Substanztuches nach vorne führen und übereinander legen
  • Das Zwischentuch darüber haltgebend anplastizieren

  • Dauer: 30 Minuten, dann alles entfernen, auch wenn der Patient schläft, dabei besonders ruhig, aber zügig arbeiten, damit der Schlaf des Patienten möglichst wenig unterbrochen wird
  • Nachruhe: 30 Minuten (bis 1 Stunde und länger, solange der Schlaf tief und gut ist, da eine längere Nachruhe die Regeneration des Organismus unterstützt)


Nachbereitung
  • Das Substanztuch kann in einem Gefrierbeutel aufbewahrt und mehrmals bzw. über längere Zeit verwendet werden.
  • Wenn es nicht mehr duftet (Rosmarin) und sich nicht mehr ölig (Cuprum) anfühlt, erneut ca. 5 Tropfen des jeweiligen Öls aufträufeln.

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten bewährt – sowohl in der Klinik als im ambulanten Bereich
Dosierung
1x tgl. bis Besserung eintritt, später dann in größeren Abständen, i.d. Regel 3 Mal, später 2x/ Woche
Wirkungseintritt
Nach der ersten Anwendung möglich
Therapiedauer
Nach ärztlichem Ermessen, bis sich der Zustand stabilisiert
Warnhinweise
Zu viel Rosmarin- und/oder Kupferöl in den Tüchern kann zu unangenehmem bedrängendem Hitzeerlebnis führen. Von besonders stark erschöpften oder zarten PatientInnen kann der Wickel als anstrengend und dadurch als bedrängend erlebt werden. Man kann dann auf eine zirkuläre Auftragung in Zwerchfellhöhe (von der Wirbelsäule beidseits nach vorne) wechseln oder den Wickel pausieren, bis die PatientInnen eine kräftigere vegetative (ätherische) Grundlage entwickelt haben; z.B. durch einen Leberwickel oder andere Maßnahmen.

Durchführungsanleitung zum Download

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1
Ein 52jähriger Patient mit schubförmigem Verlauf einer Multiplen Sklerose wurde mit Verdacht auf einen akuten Schub zur stationären Behandlung in die Belegklinik für Homöotherapie (Homöopathisch-Anthroposophische Therapie) in Heidenheim aufgenommen. Im Rahmen einer  Kombinationstherapie aus Schulmedizin und Anthroposophischer Medizin erhielt er einen Rosmarin-Kupfer-Zwerchfellwickel.
Er äußerte sich speziell über den Zwerchfellwickel wie folgt:
"Unglaublich, wie ich bereits im Wickel freier durchatmen kann.“ „Ich spüre nach dem Wickel, wie ich mich besser bewegen kann und meine Kräfte zunehmen.“
BH

Fallbeispiel 2
Eine junge stationäre (s.o.) Patientin mit Fatigue-Syndrom und Depression sowie im reduzierten Allgemeinzustand mit starker Erschöpfung äußerte das Bedürfnis, sich zu „zentrieren“ und wieder zu Kräften zu kommen. Durch die Anwendung sollte das Rhythmische System angeregt, die Atmung vertieft werden. Die Patientin erlebte im Verlauf eine verbesserte Durchwärmung, eine ruhigere und ausgeglichenere Atmung, Verbesserung des Schlafes sowie einen Kräftezuwachs. Die Patientin erlebte in der Anwendung des Zwerchfellwickels und in der Nachruhe, dass sie „gut abtauchen“ konnte. Sie fasste die Wirkung zusammen in den Worten: „Ich fühle mich wieder in meiner Mitte“.
SF

Fallbeispiel 3
Eine 57- jährige Patientin von sehr zarter und schlanker Gestalt, kommt im Rahmen der integrativen Therapie mit Mistelgabe und Ganzkörper-Hyperthermie in die Klinik. Hauptdiagnose: Invasives Mammakarzinom beidseits, Zustand nach Ablatio und Aufbauplastik, Rezidiv rechts axillär, welches operativ entfernt wurde.
Sie litt unter einer starken innerlichen Anspannung, war körperlich erschöpft, hatte Verspannungen im Schulter-/ Nackenbereich, sowie Schlafstörungen und Ängste. Die Frau zeigte eine sehr flache Atmung mit wenig Bauchatmung. Sie neigte dazu, sich zu überfordern, was zu Stress führte und somit ihre Atmung beeinflusste. Sie hatte Schmerzen im Bereich der Lymphknoten der rechten Axilla (Rezidiv vor einigen Monaten). Es zeigte sich dort eine ca.10 cm lange, noch nicht ganz verheilte Wunde.
Die Patientin hatte während ihres 1-wöchigen Aufenthaltes Misteltherapie, Lymphdrainage, Physiotherapie und psychoonkologische Betreuung, auch wurde sie der Psychotherapeutin im Hause vorgestellt. Abends erhielt sie einen strukturierend wirkenden Equisetumöl-Nierenwickel, da sie des Öfteren unter Beschwerden bei der Miktion litt. Selbstständig führte sie noch ein Lavendelfußbad durch, um den Schlaf zu fördern.
Vorausgehend konnte ich positive Erfahrungen mit dem Zwerchfellwickel im stationären Setting machen, gerade in Beziehung zur Vertiefung der Atmung und bei Erschöpfungszuständen. Auch konnte ich durch eine Selbstwahrnehmung die Wirkung dieser Anwendung bestätigen.
Die Verbesserung der Atmung der Patientin war bereits nach der dritten Anwendung deutlich erkennbar, ebenso eine Schmerzlinderung.
Die Patientin kommt in regelmäßigen Abständen zur integrativen stationären Therapie und erzählte von der erfolgreichen Weiterführung des Wickels. Sie berichtete von einer Gelassenheit und inneren Festigkeit die sich bei ihr eingestellt hat und einem Vertrauen auf das Kommende.
AKM

Autor

Red., AL, BH, MK, SF, AKM