Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Pflege

Rhythmische Niereneinreibung nach Wegman/ Hauschka mit Kupfer

Substanzart

Cuprum metallicum praeparatum 0,4% Salbe

Leitgedanke zur Anwendung

Das Kupfer regt die Ausscheidungstätigkeit der Niere durch die Intensivierung der lokalen Wärme an, vermittelt durch die Bewegungen der Rhythmischen Einreibung. Unterstützt durch die Rhythmische Niereneinreibung wird die durchwärmende und entkrampfende Kupferwirkung von der Nierentätigkeit aus zur Atmung und zum Nerven-Sinnessystem hingelenkt.

Leitgedanke zur Substanz

Indikationen

  • Ausscheidungsschwäche (siehe Fallbeispiel 1)
  • Erschöpfungszustände
  • Harmonisierung seelischer Dysbalance
  • Stabilisierung bei seelischer Dysbalance
  • Kalte Nierengegend
  • Nierendruck (siehe Fallbeispiel 1)
  • Fortgeschrittenes Tumorleiden (siehe Fallbeispiel 2)

Durchführungsbeschreibung

Die Rhythmischen Einreibungen nach Wegman/ Hauschka können nur in Seminaren unter Anleitung erlernt werden. Siehe auch Kapitel Rhythmische Einreibungen
Anstelle der "Cuprum metallicum praeparatum 0,4% Salbe" der Weleda kann auch die "Kupfer Salbe rot" der Wala verwendet werden.

Beurteilungssicherheit
Bei vielen Patienten unterstützend erfolgreich wahrnehmbar
Dosierung
Einmal die Woche während mindestens 6 Wochen, idealerweise länger, um eine Stabilisierung zu gewährleisten
Wirkungseintritt
Unterschiedlich, von unmittelbar bis nach mehrmaliger Anwendung
Therapiedauer
Bis Patient organisch und/ oder seelisch stabil bleibt
Warnhinweise
Bei Entzündung der Nieren und Nierenbecken keine Niereneinreibung und keine Kupferanwendung!

Fallbeispiel

Fallbeispiel 1: Druckschmerz in Nierengegend und Ausscheidungsschwäche bei rheumatischer Erkrankung
Bei einer ca. 40 Jahre alten Frau hatte sich nach einer Angina eine rheumatische Erkrankung entwickelt, in deren Folge die Gelenke hauptsächlich an Händen und Knien schmerzlich anschwollen. Sie war in ärztlicher Behandlung und erhielt neben anthroposophischen Mitteln eine kleine Menge Cortison. Der Zustand besserte sich über Jahre nicht wirklich, so dass sie einen erschöpften Eindruck machte, als sie zur Behandlung mit Rhythmischen Einreibungen kam.
Eine erste Behandlungsreihe von 6 Ganzkörpereinreibungen mit Solum Öl brachte keinen nennenswerten Erfolg. Erst als sich die Beschwerden verschlimmerten, meldete sich die Patientin wieder (ca. 2 Jahre später), sie war nun aufgeschwemmt und der ganze Körper war schweißnass, die Extremitäten eiskalt, der Rest warm. Sie klagte über einen schmerzhaften Druck in der Nierengegend und sie musste jede Nacht bis zu 7 x Wasser lösen.
Nebst einer wöchentlichen Ganzkörpereinreibung mit Solum Öl wurde jedes Mal die Niere mit Cuprum oxydulatum rubrum 0,04 g (Wala) nach Wegman/Hauschka eingerieben. Diese Behandlung schlug sehr schnell an: nach der dritten Einreibung begannen die Schmerzen in der Niere nachzulassen, sie verlor eininge Kilo an Gewicht. Die Patientin konnte tagsüber wieder Wasser lösen, das nächtliche Wasser lösen wurde weniger und nach 6 Behandlungen (inklusive der Ganzkörpereinreibungen) konnte die Patientin durchschlafen, ohne einmal aufstehen zu müssen um Wasser zu lösen. Nach Beseitigung der Symptome kam sie noch ein ganzes Jahr jede Woche einmal zur Behandlung.
Trotz Fortbestehen leichter rheumatischer Beschwerden, sind die Nierenbeschwerden nicht wieder aufgetreten. Die medikamentöse Behandlung hatte sich während der ganzen Zeit nicht verändert.
US

Fallbeispiel 2: Kraftlosigkeit und kalte Füße und Beine bei Tumorleiden
Niereneinreibung & Fuß-/ Unterschenkeleinreibung
Eine 59-jährige, zierliche und klein gewachsene Patientin kommt auf ärztliche Zuweisung in die Sprechstunde. Das Tumorleiden ist weit fortgeschritten. Aufgrund der Metastasierung in der Leber füllt diese bereits den ganzen rechten Oberbauch aus mit entsprechender Aszitesbildung. Unter der Chemotherapie geht es der Patientin subjektiv relativ gut, wesentlich besser, als ihr Befund erwarten ließe. Ihr größtes Problem ist die Kraftlosigkeit, da sie kaum Aktivitäten wahrnehmen kann. Seelisch wirkt sie hell (ist medikamentös eingestellt mit Lithium), offen, freundlich, zugewandt, aber auch etwas hektisch und nicht ganz bei sich. Sie freut sich auf die Anwendungen, die sie nicht kennt, und berichtet unaufgefordert lebhaft von ihrem Alltag.

Beginn mit der Nierenlemniskate.
Wegen der Größe der Leber ist eine Bauchlagerung unmöglich, auch eine stabile Seitenlagerung drückt zu sehr auf den Bauch, sodass ich die Anwendung abwandle und ihr eine Lemniskate über der Nierengegend mit Cuprum 0,4 % ungt. (Weleda) im Sitzen auf einem Stuhl mache. Vor der Behandlung ist die Region kühl, nach der Nachruhe gut durchwärmt. Keine spezifischen Reaktionen der Patientin während der Behandlung.
Beineinreibung:
Die Unterschenkel und Füße  sind leicht gestaut. Die Beine sind von den Zehenspitzen bis zur Leiste eiskalt, sie fühlen sich komplett unbelebt an. Ziel ist es, für eine nachhaltige Wärmeentwicklung und "Verlebendigung" zu sorgen, entsprechend "dicht" arbeite ich.
Pflegerische Geste: Hüllen, Anregen.
Für die Nachruhe bekommt die Patientin eine Wärmepackung mit mehreren Wärmeelementen an die Beine. Sie ist in einem körperlich eher schlechten Zustand und verfügt nur über wenig Lebenskräfte, sodass sie für eine gute Wärmeentwicklung kräftige Unterstützung von außen benötigt. 

Nach der 3. Anwendung sagt die Patientin unaufgefordert (bezogen auf die warmen Beine): „Man fühlt sich irgendwie anders in sich drin. Vorher ist es, wie wenn man in einer Hülle oder so herum laufen würde, und dann es ist so, wie wenn man richtig da wäre.“
Ab der 3. Behandlung wirkt die Pat. deutlich ruhiger und mehr bei sich. Sie spürt Kräfte zurückkommen und freut sich unendlich darüber, nun wieder für ihren Sohn kochen und gemeinsam mit ihm essen zu können. Das ist ihr allergrößtes Glück! Sie hat eine schwierige Ehe hinter sich und fühlt sich jetzt nach der Scheidung wie befreit davon. Sie hat keine großen Ansprüche an ihr Leben, aber die Gemeinsamkeit mit ihrem Sohn erfüllt sie tief in ihrem Herzen.

Ab der 7. Behandlung (Ende April) verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Patientin, der Tumor ist progredient trotz Chemotherapie. Die Beine sind stärker gestaut, die Wärmeentwicklung ist weniger intensiv und dynamisch. Nach der 8. Behandlung (Mai) wird sie stationär aufgenommen und ich sehe sie nicht mehr in der Sprechstunde.

Am 24. Dezember desselben Jahres geht die Patientin auf der Palliativstation im Beisein ihres Sohnes über die Schwelle.
ML


Autor

Red., US